Der „Froschteich“ im Bahnhofsviertel ist seit mittlerweile zwölf Jahren ein Anlaufpunkt für die „jungen Hüpfer“ aus dem Stadtteil: Mittagessen, Spielen, Hausaufgabenhilfe – eine Rundumbetreuung für Grundschüler, die oft in schwierigen Familienverhältnissen aufwachsen und manchmal noch nicht einmal wissen, wo sie ihre nächste vernünftige Mahlzeit herbekommen können.
„Kinder sollen es gut haben“, sagt Einrichtungsleiterin Silvia Cihak, von ihren Mitarbeitern kurz „Muck“ genannt. Auch gekuschelt wird gerne und viel. Denn die Kinder sollen das Gefühl haben, im „Froschteich“ zu Hause zu sein.
Anfang November hat der (Vor- wie auch Nachmittags-) Hort neue und größere Räume in der Korallusstraße bezogen. Das ehemalige Quartier der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia – gleichzeitig Vermieter der Einrichtung – an der Ecke zum Korallusring bietet auf 260 Quadratmetern viel Platz zum Spielen und Toben, sowie eine große Außenfläche – aber auch Rück-zugsmöglichkeiten für ruhebedürftige Besucher in einem der fünf hübsch eingerichteten Zimmer.

 

Diese Kinder sind bisher durchs Raster gefallen
Silvia Cihak,
Leiterin „Froschteich“

Rund 45 Schüler kommen zurzeit regelmäßig vorbei – entweder vor der Schule zwischen 6 und 8 Uhr oder nachmittags ab 16 Uhr, freitags sogar schon ab 13 Uhr. Während der Ferienzeiten gilt das Betreuungsangebot ganztägig von 6 bis 18 Uhr. Finanziert wird das Projekt über die Schulbehörde. Aktuell läuft ein Antrag auf zusätzliche Unterstützung durch das Bezirksamt. Neben der Leiterin kümmern sich zwei Erzieherinnen und ein Auszubildender um das Wohl ihrer Schützlinge.
Noch einen weiteren Vorteil hat der Ortswechsel für Cihak: Denn endlich bestehe die Möglichkeit, auch ältere Schüler bis 14 Jahren aufzunehmen. „Diese Kinder sind bisher durchs Raster gefallen: Für den Kinderhort zu alt, für das Haus der Jugend zu jung“, erklärt die Leiterin, die „nebenbei“ seit 26 Jahren für die 24-Stunden-Kita „Krümelkiste“ in der Kirchdorfer Straße verantwortlich ist.
Wie beliebt – und vor allem: wie unverzichtbar – das Angebot im Stadtteil inzwischen geworden ist, merken die Froschteich-Betreuer insbesondere dann, wenn die früheren „Ziehkinder“ irgendwann selbst Eltern geworden sind – und ihre eigenen Nachwuchs mitbringen. „Sowas freut einen natürlich besonders“, sagt Cihak.

 

Interview mit Silvia Cihak

ch. v. savigny, wilhelmsburg

Im Gespräch mit dem Wochenblatt beantwortet Silvia Cihak, Leiterin des „Froschteichs“, Fragen zum Umzug.

Welche Vorteile bringt der Umzug mit sich?
Angefangen haben wir ursprünglich mit etwa 15 Kindern. Im Laufe der Jahre sind es immer mehr geworden, und der Platz wurde langsam knapp. Durch den Ortswechsel haben wir jetzt viel mehr Möglichkeiten: Wir sind zum Beispiel in der Lage selbst zu kochen, wir können die Kinder auch mal hier übernachten lassen. Die Öffnungszeiten haben sich verlängert. Ein wichtiger Punkt ist, dass wir die Eltern stärker einbeziehen wollen.

Inwiefern?
Ich nenne es mal „ganzheitliche Betreuung“. Das bedeutet, dass wir zum Beispiel vormittags einen Elterntreff anbieten. Denn es geht ja nie alleine um das Kind, sondern um die ganze Familie. Viele Mütter und Väter schleppen allerlei Alltagsprobleme mit sich herum, etwa mit dem Vermieter oder mit der Behörde – da wollen wir helfen. Auch beim Thema „Deutsch sprechen“: Etwa 80 Prozent unser Besucher haben ausländische Wurzeln. Zuletzt haben wir 17 verschiedene Herkunftsländer gezählt. Die meisten kommen aus der Türkei, aus Albanien, Bosnien, Syrien und aus Polen.

Bevor Sie eingezogen sind, wurde erstmal kräftig renoviert…
Ja, das haben wir alles selbst gemacht. Tapeziert, gestrichen, Möbel gekauft. Da haben meine Mitarbeiter und ich mehrere Wochen viel Zeit und Arbeit reingesteckt und konnten so Geld sparen. Es ist wirklich sehr schön geworden. Wir und die Kinder fühlen sich sehr wohl in unseren neuen Räumen.

Sie sind jetzt seit 26 Jahren für soziale Projekte in Wilhelmsburg im Einsatz. Nehmen Sie sich eigentlich Zeit für Privates?
Kaum. Wegen der anfallenden Büroarbeit bin ich auch an Wochenenden und Feiertagen voll eingespannt. Ferien gibt es für mich in dem Sinn nicht. Aber ich lebe für meine Arbeit.

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