Nach einem gelungenen und gut besuchten Abend vor einem Jahr findet am Sonntag, den 25. November um 18 Uhr wieder ein Dokumentarfilmabend im Ledigenheim in der Rehhoffstraße 1 – 3 statt. Die beiden Filmemacher Bertram Rotermund und Rudolf Simon haben sich diesmal der Geschichte der Alsterdorfer Anstalten angenommen. Das Große Wandbild „Die Alsterdorfer Passion“ stammt von Werner Voigt, Mitglied der Künstlergruppe Die Schlumper. Er war von 1961 – 1968 Bewohner in Alsterdorf.
Ausgehend von den Euthanasieverbrechen im Nationalsozialismus – mehr als 600 behinderte Bewohner wurden willfährig von den Verantwortlichen in die Tötungsanstalten der Nazis deportiert – zeichnet der Film die Geschichte der Alsterdorfer Anstalten bis in die 80iger Jahre nach.
Sie wird erzählt über die Berichte aus dieser Zeit von noch lebenden ehemaligen Bewohnern und Mitarbeitern. Fotos, Dokumente und historische Filmaufnahmen lassen die Atmosphäre und den Geist der damaligen Zeit im Film wieder sichtbar werden.
Auch nach Kriegsende änderte sich für die Bewohner der Alsterdorfer Anstalten lange Zeit wenig. Zwar mussten die leitenden Personen gehen – zur Rechenschaft gezogen und bestraft wurde keiner von ihnen – , aber das gesamte Personal (95% der Mitarbeiter waren ehemalige Parteigenossen, Mitglieder der SA oder anderer Gliederungen der Partei) blieb und mit ihnen die Massenquartiere, kollektive Hygieneverrichtungen, Aufhebung jeglicher Intimsphäre dazu auch Formen direkter Gewalt wie Essenentzug, Schläge, Strafe stehen, Strafliegen, Fixierungen, Zwangskleidung und Einsperren.
Erst als Ende der 70iger Jahre jüngere Mitarbeiter und Zivildienstleistende die menschenunwürdigen Zustände anprangerten und damit in die Öffentlichkeit gingen, setzte allmählich ein Paradigmenwechsel ein.
Es entstanden neue Konzepte in der Behindertenhilfe. Im Zentrum steht nun der Mensch mit Behinderung, der mit weitest gehender Selbstständigkeit sein Leben mit professioneller Unterstützung planen und entwickeln soll.
Heute ist Alsterdorf ein diakonisches Dienstleistungsunternehmen mit zahlreichen Angeboten für Behinderte und Nichtbehinderte. Auf dem Gelände der ehemaligen Alsterdorfer Anstalten befindet sich heute ein offenes Stadtteilzentrum.
Bertram Rotermund stellt sich im Anschluss an die Filmvorführung den Fragen der Besucher.
Die beiden Filmemacher verzichten auf ein Honorar. Sie unterstützen damit das soziale und kulturelle Projekt „Das Ledigenheim erhalten!“ in der südlichen Neustadt. Die Spenden der Besucher kommen der laufenden Projektarbeit zugute (www.rehhoffstrasse.de).
Hier noch einmal Ort und Zeit: Sonntag, den 25. November um 18 Uhr im Ergeschossraum des Ledigenheim Rehhoffstraße 1 – 3 (U-Bahn Baumwal oder Rödingsmarkt, S-Bahn Stadthausbrücke).
Und schließlich noch ein Hinweis auf den nächsten Abend aus der Reihe „Lesungen im Ledigenheim“: Am Montag, den 10. Dezember kommen um 19 Uhr der auf St. Pauli aufgewachsen Autor Konrad Lorenz und der Musiker Holger Nowak unter dem Titel „Dier seetüchtige Weihnacht“ zu Lesung und Musik in die Rehhoffstraße.