Von Christopher von Savigny.
„Morgens vor 8 Uhr oder mittags vor 14 Uhr ist es am schlimmsten“, findet Wochenblattleserin Waleska Fernandez. Wie in einer Konservendose zusammengepfercht müssten die Patienten bis zur Öffnung der Praxen ausharren – manchmal bis zu zwei Stunden. Die Warteschlangen zögen sich teilweise bis ins Treppenhaus. „Bei der Hitze im Sommer dieses Jahres ist es ein Wunder, dass keiner umgekippt ist“, sagt Fernandez.
Es geht um die Praxis „Chi-rurgie und Orthopädie am Wilhelmsburger Inselpark“. Seit April ist dort der Orthopäde Dr. Bernd Johne tätig, der seine Praxis bislang in der Krieterstraße hatte. Im September ist die Chirurgin Dr. Ellen Kothe als Kollegin hinzugekommen. Gleich nebenan hat ein Dermatologe seine Behandlungsräume.
Das Problem: Vor der Praxis gibt es zwar einen etwa 25 Quadratmeter großen Warteraum – doch der kann die Menschenmassen offenbar kaum aufnehmen. Selbst Patienten mit Hexenschuss oder mit gebrochenem Bein hätten stundenlang stehen müssen, berichtet Fernandez. „Ein unwürdiger Zustand!“
Die Praxis am Inselpark ist Teil des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Groß-Sand, das zum Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand gehört. Auch dort gibt es eine orthopädische Praxis – in der allerdings meist deutlich weniger Patienten warten. Sarah Sieweke, Sprecherin des Krankenhauses, führt das auf die Art der Sprechstunde zurück: „Groß-Sand arbeitet mit Terminvergabe, die Praxis am Inselpark bislang nicht.“ Dies sei aber nun geändert worden.
„Auch wenn sich die Praxen aktuell noch in einer Übergangsphase befinden und sich das neue Prinzip – insbesondere im Falle der Unfallchirurgie, die auch Patienten in akuten Notfällen offen steht – nicht ausnahmslos anwenden lässt, versprechen sich die Praxen davon eine bessere Planbarkeit des Patientenaufkommens und somit auch kürzere Wartezeiten“, so Sieweke.
Das Krankenhaus Groß-Sand hatte den Kassensitz von Dr. Johne im Frühjahr gekauft. „Dr. Johne hat einen gewachsenen Patientenstamm und ist im Stadtteil sehr beliebt. Daher wollen wir seine Praxis unbedingt im Stadtteil halten“, erklärt Sieweke. Auch im Hinblick darauf, dass der Orthopäde wohl in absehbarer Zeit in Rente gehen werde.
MVZ
Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) ist eine Einrichtung zur ambulanten medizinischen Versorgung, in der Fachärzte unterschiedlicher Richtungen und Psychotherapeuten beschäftigen sein können.
Das MVZ Groß-Sand wurde 2015 unter der Leitung des Wilhelmsburger Krankenhauses gegründet.
Dazu gehören eine internistische Praxis mit hausärztlicher Versorgung, zwei orthopädische sowie eine chirurgische Praxis. Standorte sind das Haus R des Wilhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand und das Ärztehaus am Inselpark.