Mentorin, Mentee und Projektkoordinatorin: Petra Kapetanic (li.), Aida und Julia Flad. Foto:cvs

Ch. v. Savigny, HAMBURG-WEST
Das mit dem Deutsch sprechen klappt schon erstaunlich gut. Beinahe merkt man es gar nicht, dass Aida erst vor drei Jahren mit ihrer Familie aus dem Iran nach Deutschland gezogen ist.
„Farsi (Amtssprache im Iran, d. Red.) ist eigentlich noch viel schwieriger zu lernen als Deutsch“, sagt die mittlerweile 16-jährige Schülerin und lacht. Aida besucht die 10. Klasse einer Stadtteilschule in Barmbek. Vor kurzem hat sie den Hauptschulabschluss (Erster allgemeinbildender Schulabschluss, ESA) geschafft, 2019 steht mit dem Realschulabschluss (Mittlerer Schulabschluss, MSA) die nächste große Prüfung an.

Damit das alles reibungslos klappt, hat Aida jetzt Unterstützung bekommen: Einmal wöchentlich trifft sie sich mit ihrer Mentorin Petra Kapetanic. Die beiden kümmern sich nicht nur um Aidas schulische Angelegenheiten, sondern melden sie zum Beispiel für ein Praktikum oder bei einem Sportverein an – oder gehen einfach nur zusammen Kaffeetrinken. „Man kann mit ihr über alles reden“, sagt Aida.

„Jeden Tag etwas Neues“:
Aida will Polizistin werden

Möglich gemacht wird diese Zusammenarbeit durch den Verein Schlaufox, der vor rund zehn Jahren gegründet wurde und der sein Büro auf der Reeperbahn hat. Die Idee hinter dem Projekt: Ehrenamtliche unterstützen benachteiligte oder hilfebedürftige Kinder und Jugendliche. Jeweils 90 Minuten pro Woche und das Ganze über einen Zeitraum von einem Jahr. Das Programm „Ankerlicht“ – nur eines von insgesamt sechs Schlaufox-Projekten – wendet sich speziell an junge Geflüchtete.

Der Verein kümmert sich um alles Organisatorische, kontaktiert die Schulen, an denen sich Mentor und Mentee treffen, und versucht, neue Sponsoren zu gewinnen. „Unser großer Erfolg besteht in der Kooperation von Schule, Ehrenamtlichen und der Begleitung durch hauptamtliche Experten“, sagt Ankerlicht-Koordinatorin Julia Flad.

Seit April ist Petra Kapetanic nun für Aida zuständig. „Ich stamme selbst aus Kroatien und kann daher nachempfinden, wie es Aida in Deutschland geht“, sagt die frühere Unternehmensberaterin, die neuerdings als „Life-Coach“ arbeitet. Auch sie profitiere sehr von ihrem jungen Schützling. „Einmal hat sie mich zum Beispiel gefragt, ob ich mir hätte vorstellen können, etwas anderes zu studieren. Ich bekomme so viele Denkanstöße von ihr – das weiß sie wahrscheinlich gar nicht!“

Aidas weitere Pläne stehen jedenfalls schon fest: Sie will Abitur machen und Polizistin werden. „In Deutschland werden Polizisten noch als Freund und Helfer angesehen“, sagt sie. Das sei im Iran nicht der Fall. „Dort haben die meisten Menschen Angst vor der Polizei.“ Außerdem findet sie den Beruf abwechslungsreich. „Man erlebt jeden Tag etwas Neues!“

❱❱ Für die Stadtteilschulen am Hafen und St. Pauli werden derzeit Mentoren gesucht,
die Lust auf diese Aufgabe haben.
Infos/Kontakt:
www.schlaufox.de
oder
julia.flad@schlaufox.de,
Tel. 609 41 98 12

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