
Ch. v. Savigny, Altona/St. Pauli
Wer zur Alimaus will, muss zunächst eine große Straße überqueren: Wie eine kleine Insel schmiegt sich das rote, finnische Blockhaus in das schmale Dreieck zwischen Nobistor und Louise-Schroeder-Straße. „Insel“ ist ein gutes Stichwort – denn genau das ist die Alimaus: eine Insel der Zuflucht für Obdachlose. Anfang der 1990er-Jahre gründete sich der Verein, der den Armen, den Mittellosen, den Ausgestoßenen der Stadt ein temporäres Zuhause bietet. In diesem Jahr feiert die Einrichtung ihr 25-jähriges Bestehen.
Genauso gemütlich wie sie von außen wirkt, präsentiert sich die Alimaus von innen: Zentrum ist der große, runde Speiseraum mit 60 Sitzplätzen. Zweimal täglich – zwischen 10.15 und 12 Uhr, sowie von 15.30 bis 18 Uhr – werden hier Frühstück und Mittagessen an Bedürftige ausgegeben, die in der benachbarten Küche frisch zubereitet werden. Während der Wintermonate ist auch abends ab 19 Uhr geöffnet. Dann wird der Kachelofen angeheizt, während sich die Gäste ausruhen oder miteinander ins Gespräch kommen können.
Eine Übernachtungsstätte ist die Alimaus, die den Spitznamen der früh verstorbenen Tochter von Gründerin Gabriele Scheel trägt, jedoch nicht: Dafür sind die Winternotquartiere der Stadt zuständig. Zurzeit sechs Festangestellte kümmern sich um das Wohl der Gäste. Dazu kommen rund 120 Ehrenamtliche, die sich zum Beispiel um die Essensausgabe, die
Kleiderkammer oder um die angeschlossene Krankenstation („Nobis bene“) kümmern. Auch Schulpraktikanten, Bundesfreiwilligendienstler und ehemalige Straffällige gehören zum Helferteam.
„Alle Berufssparten sind vertreten“
Wer aber sind eigentlich die Menschen, die man pauschal als „obdachlos“ bezeichnet? Laut Christiane Hartkopf, Leiterin der Einrichtung, sind in der Alimaus alle Berufssparten vertreten. „Vom ungelernten Arbeiter bis zum Diplomingenieur oder Rechtsanwalt“, sagt sie. Mal sei es ein allmählicher Vorgang, dass jemand den Halt im Leben verliere, mal gehe es ganz schnell. „Das kann zum Beispiel der plötzliche Tod eines nahen Menschen sein, über den man nicht hinwegkommt.“ Burnout, Schulden und psychische Probleme spielten eine wichtige Rolle. „Wenn man einmal ins Trudeln kommt, ist die eigene Wohnung ganz schnell weg.“
Die Alimaus finanziert sich durch Spenden, Träger ist die katholische Stiftung St. Ansgar. Was die Zukunft angeht, hat Christiane Hartkopf gar keine großen Wünsche – nur dass es eben so schön weiterläuft, wie bisher: „Wir haben so ein tolles Team, was soll ich mir da noch groß wünschen?“, fragt sie.