In einem persönlichen Gespräch informieren Fachkräfte die älteren Menschen in deren eigenen vier Wänden je nach Wunsch und Bedarf über bestehende Unterstützungsmöglichkeiten. Foto: panthermedia

Viele Menschen möchten auch im fortgeschrittenen Alter so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen. Mit einem kostenlosen Informations- und Beratungsangebot für Senioren ab 80 Jahren will die Stadt Hilfestellung leisten. Doch der „Hamburger Hausbesuch“ kommt nur schwer in Tritt.
„Gestartet wird 2018 mit einem Pilotprojekt mit einer Laufzeit von drei Jahren in Eimsbüttel und Harburg“, hatte die Gesundheitsbehörde im Juli 2017 angekündigt. Aber ein Jahr danach wurde noch kein einziger Senior zu Hause aufgesucht. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wo liegt das Problem? „Weil es ein solches Projekt von behördlicher Seite noch nicht gegeben hat, geht Sorgfalt vor Geschwindigkeit“, sagt Rico Schmidt, Sprecher der Gesundheitsbehörde. „„Erste Hausbesuche sollen im September stattfinden.“

Was ist geplant? Fachkräfte besuchen im Auftrag der Stadt ältere Menschen, um Hilfen gegen Vereinsamung, bei gesundheitlichen Problemen, Pflegebedürftigkeit oder Unterstützungsbedarf im Haushalt zu vermitteln. Das Beratungsangebot ist kostenlos, die Nutzung freiwillig.

Wer kann den „Hamburger Hausbesuch“ nutzen?
Erst einmal nur Senioren in den Bezirken Eimsbüttel und Harburg. Vorgesehen ist, dass in diesen Bezirken alle älteren Menschen zu ihrem 80. Geburtstag ein schriftliches Besuchsangebot mit einem Terminvorschlag erhalten. In Harburg leben derzeit rund 1.300 Menschen im Alter von 79 und 80, in Eimsbüttel rund 2.000.

Wer soll erreicht werden?
Vorrangig die Gruppe der allein oder isoliert lebenden älteren Menschen; Senioren mit Behinderungen oder schweren Erkrankungen; Menschen, die in Altersarmut leben oder davon bedroht sind.

Wie viele Personen werden den angebotenen Hausbesuch annehmen?
„Erfahrungen aus anderen Städten zeigen eine Annahmequote von rund 25 Prozent“, teilt die Gesundheitsbehörde mit. Das Problem: Gerade Menschen, die aufgrund einer schweren Lebenssituation vom Hausbesuch besonders profitieren, werden eventuell nicht erreicht, weil sie das Angebot ablehnen oder die Tür nicht öffnen.
Senioren aus Eimsbüttel und Harburg, die jünger oder älter als 79 oder 80 sind, können auf eigene Nachfrage hin das Hausbesuchsangebot ebenfalls in Anspruch nehmen. Allerdings frühestens ab September. Bis dahin will die Gesundheitsbehörde eine „Anlaufstelle“ einrichten.

Hintergrund
Fast jeder vierte Hamburger ist über 60 Jahre alt. In der Hansestadt leben über 90.000 Menschen, die älter als 80 Jahre sind. Im Jahr 2035 werden es über 120.000 sein. Angesichts dieser alternden Gesellschaft müssen die Themen und Interessen von Senioren stärker ins Blickfeld rücken.
Laut Sozialverband Deutschland (SoVD) leben in Hamburg mehr als 25.000 Menschen über 65 Jahre ausschließlich von Grundsicherung.
„Gerade bei dieser Gruppe besteht die Gefahr, dass die Menschen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurückziehen und vereinsamen. Sie sind angewiesen auf kostenfreie Hilfe und Angebote“, sagt Hamburgs SoVD-Vorsitzender Klaus Wicher.
Seine Forderung: Hausbesuche bei allen über 65-Jährigen in Hamburg und bessere personelle und finanzielle Ausstattung der bezirklichen Seniorenberatungen.

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