In diesem vergessenen Winkel Wilhelmsburgs im Schatten der Deponie Georgswerder werden nur höchst selten positive Schlagzeilen des Südfußballs produziert. Die große Ausnahme in der gerade abgelaufenen Saison: der SV Vorwärts 93 Ost.
Der kleine Verein – beheimatet am gut versteckten Sportplatz Rahmwerder Straße – hat gerade mal vier Mannschaften, zwei Männerteams und zwei E-Jugendmannschaften am Start. Davon ist die „Erste“ mit satten 15 Zählern Vorsprung Kreisligameister in der Staffel 4 geworden und in die Bezirksliga aufgestiegen. „Nach achtjähriger Kreisliga-Zugehörigkeit. Schon dieser lange Zeitraum zeigt, dass unsere Saison nicht ganz so schlecht war“, muss sich der langjährige Trainer Mario Weiß um eine einigermaßen sachliche Einordnung bemühen. Und weil auch die „Zweite“ in die Kreisklasse A aufgestiegen sei, „herrscht bei uns regelrechte Euphorie.“
Und auch darauf legt Mario Weiß besonderen Wert: „Wir haben nicht eine glatte Rote Karte kassiert.“ Fünf Gelb-Rote Karten sind zwar immer noch weit vom Gewinn des „freundlich & fair“-Preises entfernt, aber gegenüber dreimal Glatt-Rot und zweimal Gelb-Rot in den beiden Spielzeiten zuvor ein klarer Fortschritt.
Mario Weiß hat in den vergangenen Jahren nicht nur in die Ligammanschaft viel Herzblut investiert. Nun hat er mit Max Weiß, dem Sohn seiner Cousine, einen nicht nur gleichgesinnten Mitstreiter gefunden. „Er ist auch wesentlich jünger und besser als ich.“
Max Weiß hatte sich ein Jahr lang an der notorisch untrainierbaren Oberligamannschaft des FC Türkiye ausprobiert, ehe
er vor einigen Monaten den sumpfigen Rasen an der Landesgrenze mit der häufig ebenso sumpfigen roten Asche an der Rahmwerder Straße getauscht hat. In den letzten Wochen der Saison hatte er die Meistermannschaft bereits gecoacht.
Trotz des Standortnachteils bleibt der Kader bis auf zwei Akteure, die aus beruflichen Gründen kürzer treten müssen, zusammen und wird durch vier Neuzugänge ergänzt. Das Saisonziel ergibt sich aus der Sicht vom Mario Weiß von ganz allein. „Wir wollen einfach nur nicht gleich wieder absteigen.“ Ein Selbstgänger werde das nicht. „Wenn wir nicht aufpassen, sind wir wieder draußen“, ist sich Mario Weiß sicher.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here