Beim Sportfest stand die Turnerriege auf der Wilk'schen Eisbahn, das Bild wurde am 18. Juni 1911 aufgenommen. Foto: archiv teutonia 10

Volker Stahl, Altona
Auf dem Sportplatz Allee schlägt das sportliche Herz Altonas seit dem Winter 1892/93. Los ging‘s damals mit einer Eisbahn. Die erschuf Heinrich Wilken auf einer 25.000 Quadratmeter großen Wiese, die ihm an der heute nach Max Brauer benannten Allee gehörte. Wilken war Mitglied des im Januar 1893 gegründeten Altonaer Schlittschuhläufervereins (ASV). Die Kufenflitzer waren nicht nur in Altona bekannt, sondern seit den 1910er-Jahren im ganzen Reich – dank des Gewinns des deutschen Meistertitels von Alfred Lauenburg im Eisschnelllauf. 1907 führte der Altonaer Schlittschuhläuferverein auf der 400 Meter langen Spritzeisbahn die Deutsche Meisterschaft im Eisschnelllauf durch. Zwei Jahrzehnte später stellte der ASV mit Arthur Vollstedt sogar einen Olympia-Teilnehmer bei den Spielen 1928 in St. Moritz.

Der Arbeitersportverein wurde 1933 verboten

Eiskunstlaufdarbietungen lock- ten mehrere Tausend Zuschauer an die Allee. Als 1907 zum ersten Mal Paarlaufmeisterschaften im Eiskunstlauf ausgetragen wurden, siegte der Münchner Rechtsanwalt Heinrich Burger zusammen mit Anna Hübler.
Im Januar 1908 wurden Hübler/Burger in St. Petersburg die ersten Paarlauf-Weltmeister und zehn Monate später in London-Knightsbridge auf dem Kunsteis im Prince’s Skating Rink die ersten Paarlauf-Olympiasieger. Die spätere Schauspielerin Hübler ist damit die erste deutsche Olympiasiegerin überhaupt. Sogar Eishockey wurde auf dem Sportplatz Allee gespielt. Im Februar 1924 traten dort die Schlittschuhklubs aus Charlottenburg und Berlin gegeneinander an.
Auch anderen Zwecken wie der großen Ausstellung zum 300. Jahrestag der Bäckerinnung mit 150.000 Besuchern 1912, der Rassehundeschau im selben Jahr und Boxkämpfen diente das Areal, das das Militär im Ersten Weltkrieg konfiszierte.
Seit 1910 ist der heute nach dem früheren Altonaer Turninspektor Karl Möller benannte Sportplatz die Heimat des SC Teutonia. Für den Vereinsnamen „Teutonia“ hatten sich die 20 schlagballbegeisterten Gründungsmitglieder – überwiegend Bauhandwerker – wohl beim Genuss des gleichnamigen Biers entschieden. Schon bald sorgte der junge Arbeitersportverein für Furore: Von 1912 bis 1931 wurden die Teutonen neunmal Hamburg-Altonaer Meister, 1925 holten sie bei der ersten Arbeiterolympiade den Titel. Neben Schlagball wurde von 1919 an auch Fußball und Handball auf dem Sportplatz Allee gespielt. 1933 verboten die Nationalsozialisten den SC Teutonia – wie alle Arbeitersportvereine.
1937 schlugen die Nazis Altona mit dem Großhamburggesetz Hamburg zu. Altona hatte damals große Nöte bei der Weiterentwicklung der Stadt, die schon sehr eng bebaut war und deshalb kaum Plätze für sportliche Aktivitäten bereitstellen konnte. „Das war ein großes Problem, weil es kaum alternative gesellschaftliche Angebote gab“, erzählt Wolfgang Vacano vom Altonaer Stadtarchiv, „denn über den Sport und in den Vereinen fand das gesellschaftliche Leben statt.“
Im September 1945 wurde der SC Teutonia wiedergegründet. Heute bietet der Verein mit rund 700 Mitgliedern Fußball, Handball, Capoeira und die Kampfsportarten Karate und Tan Tien Tschüan an. Auf dem um 1950 von der Bodenstadtstraße aus aufgenommenen Bild vom Karl-Möller-Sportplatz ist noch das „Geviert“ vom Kasernengelände zu sehen. „Dahinter befindet sich der alte Übungsplatz, aus dem zu diesem Zeitpunkt schon ein Fußballplatz geworden war“, so Wolfgang Vacano, der das Bild von einer alten Dame für seine Sammlung geschenkt bekommen hat.

❱❱ Altonaer Stadtarchiv,
Max-Brauer-Allee 134,
(über Seiteneingang Hospitalstraße), Tel. 50 74 72 24
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Leiter und Ansprechpartner: Wolfgang Vacano

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