Die „Bergedorf“ bietet vorzügliche und sichere Plätze. Von hier lässt sich der Trubel auf dem Anleger bestens beobachten. Foto: kroll

Oliver Kroll, Hamburg West
Wer viele Menschen beim Biertrinken, beim Fischbrötchen- und Wurstessen aus sicherem Abstand beobachten möchte, dem sei zu einem Besuch auf der ehemaligen Elbfähre „MS Begedorf“ geraten. Hier sitzt der Gast sicher geschützt vor Fettspritzern, eventuell berstenden Festmacherleinen und drängelnden Touristen.
Bar jeglicher Contenance schieben und drängen einige der Ausflügler besorgniserregend. Dabei kann der „Bergedorf“-Gast aus sicherer Entfernung seine Studien in Sachen Höflichkeit treiben.
Wer etwa Pfingsten auf dem Anleger Neumühlen festmachte, kam aus dem Staunen nicht heraus. Radfahrer, Rucksackträger, Touristen aus aller Welt drängten auf die zum Bersten vollen Fähren.
Ältere Hamburger erinnerten sich an die Zeit der alten Fähren, von Hanseaten liebevoll Bügel- oder auch Plätteisen genannt.
Fähren wie die „Bergedorf“, ursprünglich für den Personenverkehr von und zu den Werften wie dem Hafen gebaut, prägten jahrzehntelang den Hamburger Hafen. An Wo-
chenenden und Feiertagen wurden sie dann im Ausflugsverkehr eingesetzt.
Der Wedeler Karl Weisberger erinnert sich: „Damals waren vier Männer an Bord, ein Schiffsführer, Maschinist und zwei Decksleute.“

Ein Anlegemanöver aus einer anderen Zeit

Tatsächlich kommen die moderen Fähren heute mit einem Schiffsführer aus. Von der Brücke aus bedient er alle Teile, die früher zu Schwielen an den Händen führen konnten. Wie etwa Leinen und Gangway. Auch das An- und Ablegen wird heute mittels eines Verstellpropellers erleichtert.
Wie schwer ein Anlegemanöver ohne Schlepper oder moderne Technik damals war, wird immer dann sichtbar, wenn eines der Museumsschiffe an- oder ablegt.
So am Pfingsmontag, als der Dampfeisbrecher „Stettin“ mühsam seinen Liegeplatz erreichte. „Der Kapitän kann das einfach nicht“, so ein Sehmann, bevor er zum dritten Bier griff.
Auch die vor und auf der „Bergedorf“ sitzenden Ausflügler verfolgten das Manöver mit Interesse. Lang ragte die Achterleine über die Pier. Eine Frau mittleren Alters sprang wie ein Derwisch von Poller zu Spill, belgte Achterspring und Achterleine. „Das ist die einzige, die Ahnung hat“, so der selbsternannte Experte an Land.
So gab der ehemalige Dampf-eisbrecher mit seiner ehrenamtlichen Besatzung ein kostenloses Schauspiel unter dem Titel: „Wir trinken Bier, ihr macht fest.“
Maritim geht es auch in der Kombüse der „Bergedorf“ zu. So wird unter vielem anderen zünftig ein „Störtebeker Salat“ serviert. „Schiffsgemachte Fischstäbchen“ stehen ebenso auf der Karte wie Kutterscholle und Labskaus.
Wer es lieber traditionell fleischlich liebt, für den wird eine „Jumbo Bockwurst“ bereitgehalten. Weniger deftig wird die Karte mit Flammkuchen und Folienkartoffel.
Wer die Küche auf der „Bergedorf“ sieht, der wird sich wundern, wie der Koch es schafft, so viele verschiedene Gerichte auf engem Raum zu zaubern.
Doch wer auf dem Oberdeck sitzt, ist an sommerlichen Feiertagen mit ganz anderen Beobachtungen beschäftigt.

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