Ein lang gehegter Traum wird endlich Wirklichkeit: Ende 2018 will die Ayasofya-Gemeinde von ihrem alten Standort am Vogelhüttendeich in ihr neues Zuhause in der Rotenhäuser Straße umziehen. Seit rund zwei Jahren wird zu diesem Zweck der ehemalige Minimal-Supermarkt unweit der Bonifatiuskirche zu einer Moschee umgebaut. Mit rund 2.200 Quadratmetern wird sie eines der größten islamischen Gotteshäuser Hamburgs sein. Die Ayasofya-Gemeinde bekommt dadurch etwa sechsmal so viel Platz wie zuvor. Die Umbaukosten sollen bei etwa einer Million Euro liegen.
Gegründet wurde die Ayasofya – übersetzt als „Hagia Sophia“ oder „Heilige Weisheit“ – im Jahr 1987. Erster Standort war die Weimarer Straße, seither ist die Gemeinde zweimal umgezogen. Nun steht ein weiterer Ortswechsel bevor.
Hintergrund: Wie so viele islamische Gemeinden leidet auch die Ayasofya Camii (türkisch für „Moschee“) unter Platzmangel. An Feiertagen beten bis zu 500 Gläubige in dem kleinen, bunt gekachelten Raum im Reiherstiegviertel. Teilweise stauen sich die Besucher bis auf das Außengelände. 95 Prozent der Gemeindemitglieder sind türkischer Herkunft, der Rest setzt sich aus Kurden, Afrikanern und Osteuropäern zusammen. Auch ein paar Deutsche sind darunter.
Anfang 2016 hatte der Umbau in der Rotenhäuser Straße begonnen, bis Ende dieses Jahres soll das Großprojekt abgeschlossen sein. Neben mehreren, deutlich vergrößerten Gebetsräumen bekommt die „neue“ Ayasofya zwölf Unterrichtsräume, einen großen Pausenraum, eine Cafeteria und einen eigenen Fitness-raum. Zudem soll der gesamte Komplex barrierefrei zugänglich sein.
Hätten wir das vorher gewusst, wären wir hiergeblieben
Vorstandsmitglied
Ayasofya-Gemeinde
Schon seit Jahren stand die Planung fest. Doch die Umsetzung dauerte länger als gedacht, da zunächst der Bebauungsplan geändert werden musste. Auch die aufwendige Tiefgründung im morastigen Untergrund mit insgesamt 48 Pfeilern trug zu den Bauverzögerungen bei.
Mit dem Projekt ist die Gemeinde weit über ihre finanzielle Schmerzgrenze hinausgegangen: Angeblich wurde der Umbau fast doppelt so teuer wie geplant. „Hätten wir das vorher gewusst, wären wir hiergeblieben“, sagt ein Vorstandsmitglied. Geplant sind jetzt einige Benefizveranstaltungen, die wieder Geld in die Gemeindekasse spülen sollen.
Interview mit Iman Enes Nas (Ayasofya-Gemeinde)
Im Vereinsregister ist die Ayasofya-Moschee unter dem Namen „Islamische Gemeinde Wilhelmsburg“ zu finden. Dachverband ist das „Bündnis der islamischen Gemeinden in Norddeutschland“, kurz BIG. Darüber hinaus ist die Ayasofya Mitglied in der Schura, dem „Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg“. Das
Wochenblatt sprach mit Imam Enes Nas von der Ayasofya.
Wilhelmsburg ist einer der Stadtteile Hamburgs, in dem die meisten Migranten und auch die meisten Muslime leben. Wie steht es um das Thema Integration? Was tut Ihre Gemeinde?
Seit 1999 organisiert unsere Moschee regelmäßige Treffen mit benachbarten Kirchen und führt offene Diskurse über das Zusammenleben in Wilhelmsburg. In Zukunft möchten wir gerne enger mit diversen sozialen Trägern im Stadtteil zusammenarbeiten, um uns in interkulturellen Projekten zu engagieren, Sprachkurse und Beratungsangebote zu organisieren. Derzeit sind uns diesbezüglich leider aufgrund finanzieller und räumlicher Engpässe feste Grenzen gesteckt.
Das Thema Islamismus ist allgegenwärtig. Viele Menschen haben Angst vor Terrorakten. Wie grenzen Sie sich von radikalen Fanatikern ab?
Radikales Gedankengut findet in unserer Gemeinde keinen Nährboden und radikale Menschen auch keinen Unterschlupf, da wir ihnen keinen Raum für ihre Ideologien bieten. Wir grenzen uns durch unsere Lehre und unser Religionsverständnis von diesen Fanatikern ab, verschließen ihnen aber auch nicht die Tür, da uns das Seelenheil eines jeden Menschen am Herzen liegt. Unser Imam hat immer ein offenes Ohr für alle.
Mitte 2018 will Ihre Gemeinde umziehen. Was verbessert sich dadurch für Sie?
Unsere Mitgliederzahl wächst stetig, auch die Zahl der Moscheebesucher erreicht immer neue Höhen. Die neue Örtlichkeit wird uns eine gute Möglichkeit bieten, unser vielseitiges Veranstaltungsangebot weiter auszubauen, ohne unsere Nachbarn zu stören. Alleine die große Anzahl von Parkplätzen wird mit Sicherheit einige unserer bisherigen Probleme beheben. Für Veranstaltungen und unsere Feiertagsgebete sind die großen Gebets- und Gemeinschaftsräume völlig ausreichend, so dass wir die nächsten Jahre nicht mit einer Überanspruchung rechnen müssen.