
In der Veringstraße wird zu schnell gefahren. „Insbesondere bei schönem Wetter rasen sie wie die Bekloppten“, sagt Peter Flecke, Mitglied des Quartiersbeirats Reiherstiegviertel. Das Wilhelmsburger Bürgergremium setzt sich für mehr Kontrollen durch die Polizei ein. Diese ist nach Meinung des Beirats viel zu selten vor Ort. So sei etwa innerhalb der letzten drei Jahre „höchstens einmal“ geblitzt worden.
Fußgänger und andere nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer fühlten sich bedroht. „Im Grunde hat sich durch den Umbau gar nichts verbessert – eher im Gegenteil“, meint auch Fleckes Beiratskollege Jürgen Geißler.
Zur Vorgeschichte: Nach einer aufwendigen Sanierung war die Veringstraße vor eineinhalb Jahren wieder dem Verkehr übergeben worden. Im nördlichen Abschnitt – bis etwa 50 Meter südlich der Einmündung Mannesallee – ist ein sogenannter „verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“ entstanden. Autos dürfen dort höchstens mit 25 Kilometern pro Stunde unterwegs sein. Die Bürgersteige wurden um rund 1,40 Meter verbreitert, Radwege auf die Straße verlegt. Einige Parkplätze sind weggefallen, dafür entstanden Parkbuchten. Fußgänger haben jetzt deutlich mehr Platz. Auch die Außengastromie profitiert von den verbreiterten Gehwegen.
Aber was ist nun dran an den Vorwürfen gegenüber den Ordnungshütern? Sind sie schlichtweg nicht vor Ort, weil sich das Aufschreiben in der Veringstraße „nicht rechnet“, wie der Beirat argwöhnt? Laut Polizei ist das nicht der Fall: Erst Mitte April habe die letzte Kontrolle stattgefunden. „Dabei wurden 27 Geschwindigkeitsverstöße mit einem Verwarngeld belegt“, sagt Pressesprecher Florian Abbenseth. „Die höchste gemessene Geschwindigkeit betrug 44 Kilometer pro Stunde.“
Im Übrigen habe die Wilhelmsburger Polizei erst im vergangenen Jahr ein neues Lasergerät in Betrieb genommen. Verkehrskontrollen werden nach Auskunft der Pressestelle „in Abhängigkeit von der Einsatzlage und zu unregelmäßigen Zeiten“ durchgeführt. Bei den Rowdys unter den Verkehrsteilnehmern handele es sich vornehmlich um einschlägig bekannte „Autoposer“ mit hochgetunten Motoren.
Kritik am Kreisel
Im Zuge der Straßenbauarbeiten wurde die Ampelanlage an der Kreuzung Fährstraße/
Veringstraße durch einen Kreisel ersetzt. Ziel: Der weitgehend verkehrszeichenfreie Knotenpunkt soll Autofahrer unter anderem zu mehr Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme erziehen. Auch die Busse des HVV sind hier unterwegs.
Nach Meinung des Stadtteilbeirats läuft längst nicht alles so rund, wie es die Form der Straßenzusammenführung vermuten lässt: Insbesondere Fußgänger, die die Fahrbahn überquerten, seien gefährdet. „Autofahrer, die in den Kreisel hineinfahren, müssen warten“, sagt Jürgen Geißler. „Bei der Ausfahrt haben sie jedoch Vorfahrt. Das wissen die meisten nicht!“ Der Beirat fordert Zebrastreifen oder wenigstens eine deutliche weiße Markierung, wie dies auch in Dänemark oder in anderen Stadtteilen der Fall sei.
Nach Auskunft der Polizei sind jedoch Fußgängerüberwege in Tempo-30-Zonen (das Gleiche gilt für Tempo-25-Zonen) laut Straßenverkehrsordnung nicht zulässig. Eine Ausnahme bildeten Altbestände.
Die durch sogenannte „Haifischzähne“ (Foto) markierten Überwege haben laut Polizei keine verpflichtende Bedeutung, sondern sollen Autofahrer lediglich daran erinnern, langsamer zu fahren.
Leider gibt Herr Geißler die Verkehrsregeln genau verkehrt herum wieder. Autofahrer, die in den Kreisverkehr einfahren, haben gegenüber querenden Fußgängern(!) Vorrang – das ist wie auf einer geraden Straße die jemand irgendwo queren möchte. Verlassen die Fahrer den Kreisverkehr wieder, sind sie als Abbieger, wie an jeder anderen Einmündung, gegenüber dem Fußgänger wartepflichtig.
Das ist entgegen dem Ansinnen einer Tempo 30 Zone bzw. dem verkehrsberuhigten Geschäftsbereich jedoch eine deutliche Benachteiligung der Fußgänger, daher teile ich die Ansicht, dass die Anlage von Zebrastreifen an Kreisverkehren auch dort gerechtfertigt und sinnvoll ist.