Horst Baumann, Othmarschen
Die Arbeitsgruppe „Kontext Waldersee“ hatte eingeladen, um über die Umbenennung der Walderseestraße zu diskutieren. Knapp 100 Besucher waren in die Volkshochschule in der Waitzstraße gekommen. begrüßt wurden Sie vom Pastor in Ruhestand Ulrich Hentschel im Namen der Arbeitsgruppe und dem Othmarscher Pastor Martin Hofmann, der die Diskussion im zweiten Teil moderierte. Alffred Graf von Waldersee (1832 bis 1904) war Oberbefehlshaber der Alliierten Truppen bei der grausamen Bekämpfung des sogenannten Boxerkrieges in China mit vielen Tausenden ermordeten Zivilisten. Es gibt einen Vorschlag für einen neuen Namensgeber: Chong Tin Lam. Seine Tochter Marietta Solty stellte den chinesischen Migranten vor zusammen mit der Künstlerin Hannimari Jokinen, die auch Mitglied im Arbeitskreis Hamburg Postkolonial ist. Chong Tin Lam lebte und arbeitete als Gastwirt im sogenannten Chinesenviertel in St. Pauli. Der gelernte Koch war 1938 nach Hamburg eingewandert, weil er im verarmten China den Lebensunterhalt für seine Familie nicht mehr bestreiten konnte. Marietta Solty berichtete: „Mein Vater und 128 seiner Landsleute wurden in der NS-Zeit von der Gestapo verhaftet und in Lagern gefoltert, wobei einige von ihnen starben. Nach dem Krieg kehrte er als gebrochener Mann zurück; Wiedergutmachung wurde ihm von der Hamburger Landesbehörde verweigert.“ Chong Tin Lam mit einem Straßennamen zu ehren, wäre ein gutes Zeichen, dass eine – wenn auch späte – Versöhnung möglich ist. Die Diskussion verlief kontrovers, blieb aber im Tonfall respektvoll. Viele Teilnehmer, unter ihnen auch Menschen mit chinesischer Abstammung, äußerten ihre Zustimmung zur Umbenennung der Walderseestraße. Andere, darunter einige Anwohner, lehnten eine Umbenennung kategorisch ab.