
Jasmin Bannan, Eidelstedt
Als sich abzeichnete, dass in Eidelstedt zukünftig dauerhaft Wohnraum für Menschen geschaffen wird, die ihre Heimat verloren haben, wurde im Stadtteil heftig über Belegungszahlen und Belastungsgrenzen gestritten. Die Gemüter gerieten in Wallung, die Debatte wurde – und wird immer mal wieder – mit erhöhter Temperatur geführt. Von diesen Beobachtungen und Gedanken getragen initiierte das Stadtteilkulturzentrum Eidelstedter Bürgerhaus 2016 eine Veranstaltungsreihe. Das Ziel: den Menschen, über die geredet wurde, endlich Gesichter und Geschichten zu geben: „37°FÜNF“.
Zeichnungen aus der Notunterkunft ausgestellt
„Ab dieser Körpertemperatur spricht man von „erhöhter Temperatur“, sagt Holger Bör-gartz, Geschäftsführer des das Stadtteilkulturzentrum Eidelstedter Bürgerhaus und Initiator des Projekts, lächelnd. Das Eidelstedter Bürgerhaus war bereits 2015 ein wichtiger Anlaufpunkt, als geflüchtete Menschen aus Syrien als Kontingent-Flüchtlinge im Stadtteil erste Wohnungen bezogen und später ein leerstehender Baumarkt über Nacht mit 800 geflüchteten Menschen unter katastrophalen Bedingungen belegt wurde. „Wir haben große Anstrengungen unternommen, um der neuen Situation im Stadtteil und der bedrängten Situation der betroffenen Menschen mit adäquaten Angeboten zu begegnen“, so Börgartz.
Damals wurde mit tatkräftiger Beteiligung des Kulturzentrums der Runde Tisch „Willkommen in Eidelstedt“ gegründet. Ziel war es, in sehr kurzer Zeit funktionierende Strukturen aufzubauen.
Mitte 2016 entwickelten Holger Börgartz und Nicola Schulz-Bödeker die Jahres-Veranstaltungsreihe „37°FÜNF“ zum Thema „Heimat – Flucht – Zusammenleben“. Diese Reihe bündelte Aktivitäten und Veranstaltungen zu den Themen Flucht, Ankommen, Integration, Mitgestalten und
Neue Nachbarschaften. Den Abschluss bildete im vergangenen Jahr die Ausstellung „Fluchtspuren“ mit Zeichnungen geflüchteter Menschen auf 80 Metern Packpapier. Das Kunstwerk entstand 2016 in der Notunterkunft Baumarkt Hörgensweg in Zusammenarbeit mit dem Künstler Sladan Kristicevic.
Am Dienstag, 24. April, wird um 17 Uhr in der Halle 424 im Oberhafen der mit 10.000 Euro dotierte Hamburger Stadtteilkulturpreis für das Projekt „37°FÜNF“ verliehen. Kultursenator Carsten Brosda wird die Auszeichnung den Eidelstedtern dabei im feierlichem Rahmen übergeben.
Stadtteilkulturpreis
Mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis werden seit 2002 „herausragende und inspirierende Projekte der Lokalen Kultur in Hamburg ausgezeichnet“.
Zehn Projekte und Programme wurden von der Kulturbehörde und diversen Stiftungen für das Finale ausgewählt. Darunter war auch der „Circus Abrax Kadabrax“, der sein Zelt im Osdorfer Born aufgeschlagen hat. Im vergangenen Jahr siegte „Altona macht auf!“. Dabei werden im Rahmen der Altonale auf vielen Altonaer Balkonen Theaterstücke und andere Performance gezeigt.
❱❱ stadtteilkulturpreis.de