Barbro Eberan (l.) hat über 40 Jahre an der VHS Englisch unterrichtet. Jutta Kruse war über 30 Jahre lang als Schülerin dabei. Foto: Ida Polevsky

Ida Polevsky, Ottensen

Als Barbro Eberan begann an der Volkshochschule zu unterrichten, war es Frauen nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch noch nicht erlaubt, ohne Zustimmung des Ehemanns einen Beruf zu ergreifen. „Die Frauen haben oft gesagt: Ich? Was habe ich denn schon zu sagen“, erinnert sich Barbro Eberan. „Ich habe Ihnen immer gesagt: Jeder hat etwas zu sagen.“ Nach 40 Jahren beendet sie nun ihren VHS-Englischkurs. Aus ihrem Heimatland Schweden kannte die heute 82-Jährige es anders. Frauen dazu zu ermutigen, das Wort zu ergreifen und eine eigene Meinung zu vertreten, war und ist daher eines ihrer Hauptanliegen. Über 40 Jahre hat sie diese Einstellung an die Frauen (und Männer) in ihren Kursen an der VHS in der Waitzstraße weitergegeben. Ihre ehemalige Schülerin Jutta Kruse brauchte diese Ermutigung nie. Von Anfang an hat sie sich gerne am Kurs beteiligt. „Auch weil Barbro eine ausgezeichnete Lehrerin ist“, betont Kruse, die über 30 Jahre dabei blieb. Mittlerweile seien die meisten jungen Frauen zum Glück selbstbewusster, die altertümlichen Gesetze zur Arbeitsaufnahme 1977 geändert. Nur bei Frauen ihrer Generation merke sie immer noch eine gewisse Zurückhaltung, so Barbro Eberan, die mittlerweile im Augustinum lebt. Deshalb gibt die sehr gepflegte 82-Jährige jetzt den Damen vor Ort Englischunterricht und ist gleichzeitg das beste Vorbild dafür, wie gelebte Emanzipation aussieht. Anfang der 1970er-Jahre saßen vor allem viele koreanische Krankenschwestern der Rissener Klinik in dem Deutschkurs der hauptberuflichen Journalistin. „Ich war am Ende für die jungen Frauen so etwas wie eine Ersatzmutter“, sagt Barbro Eberan. Wenige Jahre später begann sie mit einem Englischkurs für Fortgeschrittene, in dem Kurzgeschichten gelesen wurden. Und dieser Kurs blieb bestehen – für 40 Jahre.

„Jeder hat etwas zu sagen“ Babro Eberan

Eine lange Zeit, in der aus Kursteilnehmern und Lehrerin gute Freunde geworden sind. Bestes Beispiel dafür ist Jutta Kruse. „Wir waren am Ende eine eingeschworene Gemeinschaft“, sagt die Langzeitteilnehmerin. „Zum Schluss sind uns die Kurzgeschichten ausgegangen“, fügt Eberan lachend hinzu.
Die Freundschaften die durch den Kurs entstanden sind, bleiben weiterhin bestehen, da sind sich die beiden sicher.
Und ein Teil der Gruppe macht in einem anderen Englischkurs der VHS weiter. Denn die 84-jährige Jutta Kruse weiß: „Fremde Sprachen lernen und sprechen hält jung.“
Kurzbio
Barbro Eberan wurde 1936 in Stockholm geboren und hat unter anderem in Cambridge studiert. Dort lernte sie ihren Ehemann kennen. 1959 zog sie nach Hamburg. Barbro Eberan ist promovierte Germanistin und Expertin für die Frage, warum es zum Nationalsozialismus in Deutschland kommen konnte. Hauptberuflich war sie als Journalistin zum Beispiel für den NDR Rundfunk tätig. Durch ihre vielen Bücher zum Thema Nationalsozialismus und Hitler, gilt sie in Schweden als die große Deutschlandexpertin. Sie schreibt regelmäßig eine Kolumne für eine schwedische Zeitung. Im Moment arbeitet sie an einem weiteren Buch auf schwedisch, das Teil einer Buchserie zum NS-Staat ist.

 

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