Olaf Zimmermann, Hamburg
Die Hamburger Polizei warnt erneut vor Betrügerbanden, die versuchen, Senioren per Telefon abzuzocken. Gerade in den letzten Tagen hat es im ganzen Stadtgebiet wieder mehrere Fälle gegeben – auch im Hamburger Westen. Hintergrund: Im Jahr 2016 wurden in Hamburg rund 600 Fälle bekannt, Experten rechnen allerdings mit einer hohen Dunkelziffer. In 16 dieser Fälle verloren die Opfer Geld, im Schnitt 100.000 Euro! Für die Täter ein lukratives „Geschäft“. Wenig überraschend, dass sich die Fallzahlen in 2017 bereits mehr als verdoppelt haben.
Wie gehen die Betrüger vor? Senioren erhalten – meist aus Callcentern aus dem Ausland – Anrufe von angeblichen Polizisten oder Staatsanwälten. So wird der Vertrauensvorschuss, der bei diesen Berufsgruppen insbesondere noch bei älteren Mitbürgern vorhanden ist, genutzt. „Die Anrufer sprechen perfekt Deutsch und sind kommunikativ geschult“, sagt Thomas Welslau (Landeskriminalamt Hamburg). Dann fallen Sätze wie:
– „Sie stehen auf einer Liste von geplanten Einbrüchen“,
– „Auch ihr Geld auf der Bank und die Wertgegenstände im Tresor sind nicht sicher. Bankmitarbeiter sind an den kriminellen Vorgängen beteiligt. Sogar der örtlichen Polizei ist nicht zu trauen“,
– „Heben Sie eine hohe Summe Bargeld ab, wir müssen prüfen, ob es sich um Falschgeld handelt“.
Darüber hinaus werden die Opfer häufig unter enormen Zeitdruck gesetzt, damit kaum Zeit bleibt, um das Gehörte zu verarbeiten und kritisch zu hinterfragen.
WICHTIG: Die richtige Polizei wird niemals dazu auffordern, Geld von der Bank abzuheben, es zu Hause zu deponieren oder an einen vermeintlichen Polizisten zu übergeben! Selbst dem Dis- play des Telefons kann man nicht trauen. Betrüger können mit Hilfe sogenannter Spoofing-Dienste die Anzeige fälschen.
Die Polizei Hamburg bietet zum Thema „Betrüger am Telefon“ kostenlose Beratungen an: Tel. 42 86-70 777, Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle, Caffamacherreihe 4.
Tipps der Polizei
– Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und nehmen Sie sich Zeit, die Anrufe zu überdenken. Können diese Geschichten wirklich stimmen?– Wenden Sie sich an eine Person Ihres Vertrauens und erzählen Sie ihr von den Anrufen, egal welche Anweisungen Sie vom Anrufer erhalten haben.
– Wählen Sie die 110 oder eine andere selbst recherchierte Polizeinummer und sprechen Sie mit der richtigen Polizei!
– Lassen Sie sich nur mit abgekürztem Vornamen ins Telefonbuch eintragen, da die Täter nach „altmodisch“ klingenden Namen suchen.
– Die Polizei erfragt KEINE Bankdaten wie Kontonummer, Kontostand oder Inhalt des Schließfachs. Auch fragt sie nicht nach Verstecken von Wertsachen bei Ihnen zu Haus.
– Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit!