Vor dem Plattenregal: Marga Glanz

KP Flügel, Karolinenviertel
Der Mann muss es wissen. „Ihr habt immer noch gute Plattengeschäfte in Hamburg. Es gibt nicht mehr viele Orte, wo man gute Sachen bekommt. Vielleicht noch in Amsterdam“, sagte Elvis Costello dem Elbe Wochenblatt vor knapp einem Jahr.
Aber einige dieser in der Szene berühmten Orte sind wegen steigender Gewerbemieten gefährdet: Zuletzt war „Zardoz“ am Schulterblatt von der Schließung bedroht, ehe die Betreibervor zehn Tagen vermeldeten, im Sommer in neue Räume in der Marktstraße 55 umzuziehen. Ganz in die Nähe von „Groove City“. In loser Folge werden wir einige Betreiber dieser unverwechselbaren Plattengeschäfte vorstellen. Den Anfang macht Marga Glanz von, genau, „Groove City“.

Alles „steht und fällt mit den Leuten“

Glanz und ihre Kundschaft, die nicht nur aus Hamburg anreist, weiß es sehr zu schätzen, dass man im Umkreis von höchstens 15 Minuten ebenso viele Plattenläden ablaufen kann, die alles an Musik haben. „Du musst dich also nicht eine Stunde in die Bahn setzen, um das zu finden, was du suchst.“
In der Marktstraße im Karoviertel fühlt sich die Ladeninhaberin wohl. „Wir haben hier noch eine gute Mischung von Geschäften.“ Viele Läden werden von der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) vermietet. „Als ich ,Groove City’ 2005 übernommen und mich bei der Steg beworben hatte, wurde mir gesagt, dass sie mich unbedingt haben wollten“, so Glanz.
Neben dem Standort ist für sie etwas anderes entscheidend: „Ein Plattenladen steht und fällt mit den Leuten, die den machen, und mit deren Musikinteressen.“
Bei Groove City merkt der Besucher beim Sichten der Regale, welche Musik die Chefin mag: „Wir haben Fächer, etwa von Curtis Mayfield, da stehen viiiiele Platten drin. Wenn ich ein größeres Sortiment hätte, gäbe es lediglich zwei Curtis-Mayfield-Platten. So bündeln wir natürlich unsere Kräfte und haben nicht nur die neuesten Scheiben eines Interpreten, sondern ein umfangreiches Back-Programm.“
Glanz hat das Geschäft von ihrem Vorgänger Herbert Zorn übernommen. „Mitte bis Ende der 90er Jahre hatte ich bereits für Groove City gearbeitet. Als Herbert Vater geworden war und eine Elternvertretung suchte, fragte er mich. So bin ich da wieder reingerutscht.“ Allerdings kam Herbert Zorn nicht wieder zurück…
Woher kommt ihre Liebe zur Musik? Zuhause bei ihren Eltern im Wendland wurden keine Platten aufgelegt. Aber gemeinsam mit ihrer Schwester hörte sie Radio, etwa die NDR-Sendungen „Der Club“ und „Musik für junge Leute“. Zum Plattenhandel kam die gelernte Arzthelferin per Zufall. „Ich war bei jemandem eingezogen, der bei Zardoz Geld investiert hatte. Damals hatte Zardoz gerade einen Laden in der Osterstraße aufgemacht und sie waren auf der Suche nach jemandem.“
Das Sortiment von „Groove City“ besteht vornehmlich aus Hip Hop, Jazz und Soul. „Dann haben wir noch viele Platten aus dem Bereich, der früher mal Weltmusik genannt wurde und den wir heute ,Outernational’ nennen, also viele afrikanische, türkische und persische Sachen. Es gibt ausgewählte Platten aus dem Bereich der elektronischen Musik. Aber keinen Rock, keinen Pop und keinen Punk. Natürlich gibt es Ausnahmen. Auf jeden Fall muss man eine Platte von The Fall oder von The Pop Group haben.“

Kurzbio
Marga Glanz wurde 1958 in Hitzacker/Wendland geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Arzthelferin, arbeitet aber nie in dem Beruf, sondern im Platten- und Musikgeschäft, unter anderem bei Zardoz und Yo Mama; seit 2005 betreibt sie Groove City.

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