?Olaf Zimmermann, Hamburg-Süd
Die angekündigten Schließungen von acht Katholischen Schulen in Hamburg – darunter alle drei im Bezirk Harburg – sorgt bundesweit für Empörung. „Ich bin entsetzt über die Pläne des Erzbistums Hamburg. Unsere katholischen Schulen sind pastorale Räume, in denen Kinder und Jugendliche den Glauben kennenlernen können. Sich dieser Chance zu berauben ist, als würde man sich selbst die Zunge herausreißen“, sagt Marie-Theres Kastner, Bundesvorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED). In Hamburg streiten Erzbistum und Schulbehörde derweil darüber, wer wen wann worüber informiert oder es vergessen hat.
Ansonsten wird geschwiegen. Kein Wort von Erzbischof Stefan Heße zum Kahlschlag bei den Katholischen Schulen. Beharrliches Schweigen auf Seiten der Schulbehörde bei Fragen zur Finanzierung der Kosten für Schulbauten und Sanierungen bei Schulen von Freien Trägern. Keine Antwort vom Katholischen Schulverband auf die Frage, ob im Bezirk Harburg nicht mindestens eine Katholische Schule erhalten werden müsse.
Zu den drei Schulstandorten im Bezirk hat der Katholische Schulverband auf Nachfrage einige Auskünfte erteilt.
Sprecher Christoph Schommer: „Allein an der Katholischen Schule Neugraben besteht ein kurz- und mittelfristiger Instandsetzungsbedarf in Höhe von 8,9 Millionen Euro. Darüber hinaus sind bauliche Erweiterungsmaßnahmen in Höhe von 17,5 Millionen Euro für einen langfristig nachhaltigen Betrieb erforderlich. Diese Summen sind vom Erzbistum Hamburg aufgrund der derzeitigen finanziellen Lage nicht tragbar. Mit seinem Beschluss zur Schließung hat das Erzbistum jedoch zugleich ein Moratorium verkündet. In den kommenden Monaten soll intensiv geprüft werden, ob durch die Beteiligung Dritter – beispielsweise der Stadt Hamburg – eine Lösung zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Schule erzielt werden kann.“Die Katholischen Schule Harburg verfügt über zwei Schulstandorte mit eigenen und gemieteten Objekten. „Zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebes sind kurz- und mittelfristige Instandsetzungen in Höhe von 4,5 Millionen Euro notwendig“, sagt Christoph Schommer. „Darüber hinaus sind bauliche Erweiterungen in zweistelliger Millionenhöhe notwendig, die jedoch keinen nachhaltigen Schulbetrieb ermöglichen würden. Daher ist der jetzige Standort der Katholischen Schule Harburg an der Julius-Ludowieg-Straße nicht entwickelbar.“ In den kommenden Monaten soll jetzt intensiv geprüft werden, ob durch die Beteiligung Dritter eine Lösung zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Schule erzielt werden kann.
Das Niels-Stensen-Gymnasium weise „einen signifikanten Investitionsbedarf in Höhe von 17 Millionen Euro auf“, berichtet Christoph Schommer. „Die negative Ertragslage wird trotz dieser Optimierungsmaßnahmen nicht auszugleichen sein“. Bis 2021 müssten rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr reingebuttert werden. Daher habe das Erzbistum Hamburg beschlossen, das Niels-Stensen-Gymnasium nicht fortzuführen.
„Die Schulkonferenzen an den betroffenen Standorten finden in den kommenden Tagen statt. Vor dem Hintergrund der schwerwiegenden Konsequenzen für das gesamte Erzbistum hält das Erzbistum Hamburg den eingeschlagenen Weg und den gewählten zeitlichen Ablauf für vertretbar“, so Schommer.
Am Dienstag, 6. Februar, wird ein Vertreter des Erzbistums im Harburger Sozialausschuss Stellung nehmen. Die Sitzung findet im Kulturzentrum Rieck-hof statt, beginnt um 18 Uhr und ist öffentlich.
Hintergrund
Um die drohende Pleite des hoch verschuldeten Erzbistums Hamburg abzuwenden, sollen acht der 21 katholischen Schulen geschlossen werden – darunter mit dem Niels-Stensen-Gymnasium, der Katholischen Schule Neugraben und der Katholischen Schule Harburg sämtliche katholischen Schulen im Bezirk Harburg. Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young hatten im Dezember 2017 beim Erzbistum Schulden in Höhe von 79 Millionen Euro festgestellt. Ohne Gegenmaßnahmen könnte diese Summe bis 2021 auf 353 Millionen Euro anwachsen.
