Ch. v. Savigny, Wilhelmsburg
Wer auf der Georg-Wilhelm-Straße in Richtung Süden radelt, lebt gefährlich: Alle paar Augenblicke rauscht ein
Laster vorbei – wer Pech hat, wird auch mal von einem Bus überholt und muss aufpassen, dass er nicht abgedrängt wird oder gar unter die Räder kommt.
In letzter Zeit hat Anwohnerin und Autofahrerin Jette Igla richtig brenzlige Szenen erlebt: „Wenn dort zum Beispiel zwei Lkws aufeinander zu fahren, was oft vorkommt, und wenn dann noch ein Radfahrer unterwegs ist, dann knirscht es! Hätte ich als Autofahrer nicht ab und zu mal in die Eisen getreten, wäre sicher Schlimmeres passiert.“
Tatsächlich ist das Radfahren auf diesem Straßenabschnitt nicht ganz ohne: Als Pedalritter teilt man sich eine gerade mal sieben Meter breite Fahrbahn mit dem motorisierten Zweirichtungsverkehr. Begegnen sich zwei Laster, wird die Fahrbahnbreite fast immer bis zum letzten ausgekostet. Anwohnerin Igla hat festgestellt, dass den an der Straße parkenden Autos oft die Außenspiegel fehlen. „Nur wenn man mit zwei Rädern auf dem Kantstein steht, ist der Spiegel in Sicherheit!
Nach Auskunft des Landesbetriebs Straße, Brücken und Gewässer (LSBG) liegt der Anteil des Schwerlastverkehrs auf der Georg-Wilhelm-Straße mit 14,5 Prozent deutlich über dem Hamburger Durchschnitt. Ursprünglich gab es zwar einen gestrichelten „Fahrradschutzstreifen“, doch der wurde nach der Klage einer Anwohnerfirma wieder entfernt, weil er zu schmal war. Lediglich ein paar Fahrradpiktogramme zieren derzeit noch die westliche Fahrbahnseite.
Ab Frühjahr 2020 soll die Georg-Wilhelm-Straße zwischen Mengestrasse und Pollhorn jetzt umgebaut werden: Die Radler in Richtung Süden bekommen einen echten, 1,85 Meter breiten „Fahrradstreifen“ mit durchgezogener Linie. Laut dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) handelt es sich dabei um ein Mindestmaß.
„Grundsätzlich würden wir natürlich das Regelmaß von 2,25 Meter fordern. Aber jede Planung muss auf die Gegebenheiten vor Ort eingehen“, sagt ADFC-Verkehrsreferentin Viktoria Wesslowski. Für die „äußerst schwierige Situation vor Ort“ sei eine akzeptable Kompromisslösung und vor allem eine Verbesserung gegenüber dem vorherigen „Schutzstreifen“ erreicht worden.