Lebt in Eidelstedt: Zaklin Nastic

Volker Stahl, Eidelstedt
Bezirksversammlung, Hamburgische Bürgerschaft, Bundestag – 2017 war Zaklin Nastic der politische Shooting-Star in der Hansestadt. Als Linken-Abgeordnete im Bezirk Hamburg-Eimsbüttel beschäftigte sich die in Eidelstedt lebende 37-Jährige mit barrierefreien Spielplätzen, Busbeschleunigungen und Baumfällungen. Im November 2017 hielt sie ihre erste Rede in Bundestag.Thema: der Einwanderungsgesetzentwurf der SPD. Laut dem Vorschlag der Sozialdemokraten soll künftig mithilfe eines Punktesystems entschieden werden, wer kommen darf – für Nastic ist das „Nützlichkeitsrassismus“. Starker Tobak, auf den Abgeordnete der SPD und der Grünen mit lauten Zwischenrufen reagierten. „Wagenknecht-Schule“, pöbelten einige Grüne. Dass sich die 1980 im polnischen Gdynia geborene Mutter von zwei Kindern mit der deutschen Polit-Prominenz im Bundestag über die Einwanderungspolitik streiten kann, verdankt sie dem guten Wahlergebnis ihrer Partei, für die sie als Zweite der Hamburger Landesliste ein Mandat ergattert hat.

Ihre Familie verließ das kommunistische Polen 1990

„Angehörigenpflegerin“ lautet die überraschende Berufsangabe der studierten Slawistin, die sieben Sprachen beherrscht. „Das habe ich bewusst in den Bundestagsfragebogen eingetragen, weil ich mein Kind nie in ein Heim geben würde“, sagt Nastic, die eine behinderte Tochter hat.
Den Eintrag versteht sie auch als gesellschaftspolitischen Impuls: „Viele Millionen pflegen Angehörige und leisten so einen wertvollen und häufig unterschätzten Beitrag für die Gemeinschaft.“ Der anfängliche „Schock“ über das Handicap ihrer Tochter habe aus ihr eine Kämpferin gemacht: „Auch in einem reichen Land muss man um alles streiten, nichts ist selbstverständlich.“ Allein die Auseinandersetzungen mit der Krankenkasse um einen elektrischen Rollstuhl für ihr Kind hat zwei Jahre gedauert.
Im Bundestag möchte Zaklin Nastic in den Menschenrechtsausschuss. „Ich wurde politisch erzogen“, sagt die Abgeordnete, deren Familie Polen 1990 wegen der eingeschränkten Meinungsfreiheit verlassen hatte und in Hamburg einige Monate lang auf dem Flüchtlingsschiff „Bibi Altona“ lebte. Freies Wahlrecht sei ein „hohes Gut“. Als sie 18 Jahre alt wurde, habe ihre Mutter gesagt: „Kind, jetzt darfst du wählen.“
Nach dem Eintritt in die Linke 2008 wurde aus ihrem „Hobby“ ein Beruf. In ihrer Freizeit joggt sie, macht Yoga und liest gerne. Tolstois „Krieg und Frieden“ ist ihr Lieblingsbuch, Rosa Luxemburg ihre politische Ikone. Eine Wohnung in Berlin hat sie noch nicht – es könnte ja noch Neuwahlen geben. Deshalb übernachtet sie bei ihrer in Berlin lebenden Mutter. „Sie gewährt mir Asyl“, sagt Nastic lächelnd.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here