Wirtin Lucia Hiraldo. Stammgäste nennen sie Nani. Foto: kroll

Oliver Kroll, Hamburg West
Der Gebrauch von Superlativen ist immer schwierig. Die schönste Stadt der Welt? Der beste Wein? Die tollste Schauspielerin? Oder das schmackhafteste Fischbrötchen an der Küste. Hat irgendjemand alle Weine der Welt probiert? Überall schon mal ein Fischbrötchen gegessen? Eben. Doch ist so eine Behauptung erst einmal in die Welt gesetzt, wird sie gern nachgeplappert. Ein buntes Hamburger Blatt hat vor Jahren behauptet, das auf dem Neumühlener Fähranleger gelegene Lokal „Nuggis Elbkate“ serviere hier die leckersten Fischbrötchen der Stadt. Bestätigt wird das von Gästen – gern auch von auswärts. Also Besucher, die sich kaum ein Urteil erlauben dürften.
Der eine lobt die saure Gurke auf dem Bismarckbrötchen, der andere die üppigen Zwiebelringe. Ein dritter preist die Qualität der Brötchen.
Ob nun das beste Fischbrötchen, oder nur das zweitbeste, sei dahingestellt. Richtig ist, dass „Nuggis Elbkate“ einen orginellen Treffpunkt für ganz unterschiedliche Menschen bildet.

Geschichten von Bananenfrachtern und Zwiebelsäcken

An der Theke draußen und in der 16 Quadratmeter großen, maritim eingerichteten Holzbude vis-à-vis des Dampfeisbrechers „Stettin“ stehen ehemalige Seeleute, Hafenarbeiter und Zugereiste in interessanter Mischung. Bei gutem Wetter mischen sich unter die Stammgäste gern Touristen. Die genießen dann den rauhen Ton, der von Wirtin Nani gepflegt wird. „An der Küste, so dicht an der Elbe, muss das so sein“, so ein Tourist und greift zu seiner Knolle.
Über Wirt Nuggmeyer wurde schon manche Geschichte geschrieben. So besonders die Lage des Lokals, so ungewöhnlich der Lebensweg des Wirtes. Stammgäste nennen ihn Nuggi. In seiner Zeit auf See stieg er bis zum Bootsmann auf. Am Steuermannpatent scheiterte er später. Heute hören Gäste Geschichten aus einer fernen Zeit. Geschichten von Bananenfrachtern und von Zwiebelsäcken, die von Chile nach Europa über den Atlantik transportiert wurden. Weit vor der Zeit der 400 Meter langen Containerriesen, für die heute die Elbe erneut ausgebaggert werden soll.
Wer mit seiner Bierflasche in der einen Hand, einem Fischbrötchen in der anderen, auf dem Anleger steht, der fühlt sich auch ohne Seemannsgarn in eine andere Zeit versetzt. Dafür sorgen maritmie Oldtimer wie der Dampfeisbrecher „Stettin“, das ehemalige Feuerschiff „Elbe 3“ oder der Hochseekutter „Freiherr von Maltzahn“, Segelboote und Traditionsschiffe. Über sie stauen neben Touristen oft auch Hamburger. Denn mit den heutigen Schiffen, die manchmal als solche kaum noch erkennbar sind, haben die Ewer, alten Kräne und Schlepper im Museumshafen so viel zu tun wie ein Matjesbrötchen mit einer Bouillabaisse.
Gerade war Nani in ihrer alten Heimat, der Dominikanischen Republik. „Die Frau ist ein Unikat, ihre Fischbrötchen sind super“, so Janne Meiners. Die Lotsentochter zählt zu den Stammgästen. „Ich liebe die Atmosphäre und kenne alle.“

Auch im Januar hat der Museumshafen seine Reize.
Foto: kroll

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