
Von Matthias Greulich. Längere Zeit schien Olaf Scholz das Thema U5 im Hamburger Westen nicht mal mit der Kneifzange anfassen zu wollen. Es gab keine öffentliche Äußerung vom Altonaer SPD-Politiker zu diesem Thema, das viele Bürger bewegt. Das bescheidene Hamburger Zweitstimmenergebnis der SPD bei der Bundestagswahl hat den Senatschef nun allerdings im Herbst zu einer visionären Wortmeldung verleitet. „Ich habe mir vorgenommen, dass ich der Bürgermeister sein werde, der das realisiert“, sagte er in diesem Herbst in der Bürgerschaft über den Bau der Bahn zum Osdorfer Born.
Was gibt’s Neues?
Man kann trotz der hoffnungsvoll stimmenden Worte des Ersten Bürgermeisters nicht behaupten, dass der Senat beim Bahnbau in den Westen sonderlich auf die Tube drücken würde. Das Ergebnis der Machbarkeitsuntersuchung wird für das Frühjahr 2019 erwartet. Eigentlich sollte diese Studie bereits in diesem Jahr abgeschlossen werden, „doch dieser Termin ist nicht mehr zu halten – die Untersuchung ist gerade erst angelaufen“, so Christian Hinkelmann vom Blog nahverkehrhamburg.
Was tut sich politisch?
Die CDU hat in einer Großen Anfrage („Nur Gerede und Wortbruch?“) an den Senat nach dem Stand der Planungen gefragt, nachdem der Baubeginn den Hamburgern bereits für 1976 versprochen worden war. Im Koalitionsvertrag aus dem Frühjahr 2015 hatten SPD und Grüne vereinbart, mit den Planungen der U5 im Westen und Osten „möglichst parallel“ zu beginnen. Dieses „möglichst“ hat für den Westen bis heute enorme Auswirkungen: Die U5 wird im Osten ab 2021 gebaut, im Westen sei man derzeit in einer „sehr frühen Planungsphase“ wie der Senat in der Antwort auf die CDU-Anfrage schreibt.
Konnten die Bürgerinitiativen etwas bewirken?
Ein wenig, weil Hamburg nun auch mit Schleswig-Holstein über eine Streckenführung über Schenefeld redet. Das war ein Vorschlag der Initiative „Starten: Bahn West!“, in der sich Borner Runde, Luruper Verkehrs-AG, Bürgerinitiative Volkspark und der Arbeitskreis Verkehrsplanung Schenefeld zusammengeschlossen haben. Die Stadt Schenefeld und Hamburg arbeiten seit Sommer 2017 an einer Konzeptstudie, deren Ergebnis im Frühjahr erwartet wird.
Wie bewertet „Starten: Bahn West!“ den Planungsstand?
Nach wie vor sehr kritisch. „Die Antwort des Senats bestätigt die schlimmsten Befürchtungen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Sprecher Jürgen Beeck: „Es gibt keinen Termin für den Beginn der Vorausplanungen, die endlich auch eine Bürgerbeteiligung vorsehen würden.“
Wie geht’s weiter?
In der Machbarkeitsstudie wird es eine Empfehlung für die beiden verbliebenen Streckenvarianten geben (das Elbe Wochenblatt berichtete). Geprüft werden die von der Bürgerinitiative „Starten: Bahn West!“ befürwortete S-Bahnvariante S32 Süd (Osdorfer Born über Luruper Chaussee, Trabrennbahn zum Diebsteich) oder die U5 Nord (Osdorfer Born, Arenen, Stellingen zum Siemersplatz).
Welche Trasse bietet welche Vorteile?
Momentan spricht vieles für die U5 Nord, da diese Strecke das Verkehrsnetz am besten erweitert und vielen Nutzern eine gute Alternative zum Auto bieten kann. Für die S32 Süd spricht hingegen, dass sie die geplanten neue Wohngebiete in Bahrenfeld gut erschließt und mit deutlich weniger Aufwand günstiger zu bauen wäre.
Bleiben die HVV-Busse auf Jahre hin so voll wie bislang?
Zwischen Holstenstraße und Eckhoffplatz drängen sich Busfahrer zu den Hauptverkehrszeiten immer dichter. Um das verbessern zu helfen, setzt der Senat weiter auf sein Busbeschleunigungsprogramm. Derzeit sind die MetroBus-Linien 2 und 3 dran, um „größere Kapazität und Zuverlässigkeit“ bieten zu können. Ab 2019 wird auch „die MetroBus-Linie 21 – sofern nicht in Abschnitten bereits geschehen – betrachtet werden“, so der Senat. Das Busangebots werde außerdem stetig an den Bedarf angepasst. Für die Initiative ist das zu wenig. Sie vermisst ein „Beförderungskonzept, das eine Lösung der großen Verkehrsprobleme in Bahrenfeld, Lurup und dem Osdorfer Born bis zum Betriebsgeginn einer Schnellbahn bieten würde“.
Schienen im Westen
1867 wurde die Bahnstrecke von Altona nach Blankenese in Betrieb genommen. 1981 In den 1950er-Jahren wurde die Schnellbahnverbindung von der Innenstadt nach Lurup von weitsichtigen Stadtplanern in Flächennutzungs- und Bebauungspläne aufgenommen. 1967 begann der S-Bahn-Bau von Altona Richtung Königstraße. 1979 fuhren dort die ersten Züge. 1981 kam die Verbindung zwischen Altona und Diebsteich dazu. Es ist bis heute die letzte neue Strecke im Westen. 1974 wurde der Bau der U-Bahn nach Lurup von der SPD versprochen, 1976 aber aus Geldmangel abgeblasen. Gebaut wurde lediglich ein U-Bahnschacht unter der Alster mit Gleisanschluss am Hauptbahnhof und Jungfernstieg. CDU-Bürgermeister Ole von Beust beschloss 2003, den Tunnel lieber für die U4 Richtung Hafencity zu nutzen. Die Pläne einer Stadtbahn Richtung Osdorf wurden nach Regierungswechseln 2001 vom Senat aus CDU und den Rechtspopulisten der Schill-Partei und 2011 von der SPD-Regierung aufgegeben wurden. Ab 2012 wurden erstmals wieder Pläne des SPD-Senats für eine Schnellbahn nach Westen öffentlich.
