Ärzte und junge Patienten unter Druck: Weil die Untersuchungen länger dauern

Gaby Pöpleu, Süderelbe
Bekommt Neugraben bald den seit langem von vielen Eltern gewünschten zusätzlichen Kinderarzt? Sicher ist: Im Bezirk Harburg lässt die Kassenärztliche Vereinigung KV Hamburg eine weitere Praxis für einen Kinderarzt zu, außerdem je eine in den Bezirken Nord, Mitte und Bergedorf. Auch in Eimsbüttel und Altona zeichne sich ab, dass die Situation „zu kippen drohe“, so die KV. Neue Arztsitze soll es hier aber vorerst nicht geben.
Weil es hamburgweit massive Beschwerden über lange Wartezeiten auf Kinderarzt-termine und über Annahmestops in Kinderarztpraxen gegeben hatte, sah sich die KV zum Handeln gezwungen, hatte eine eigene Untersuchung anfertigen lassen. Das Ergebnis: „Wir haben festgestellt, dass die aktuell vorhandenen Behandlungskapazitäten nicht ausreichen, um den wachsenden Bedarf an kinderärztlicher Versorgung zu decken“, sagt Dirk Heinrich, Vorsitzender der KV Hamburg.

Hamburg gilt als überversorgt

Das ist insofern überraschend, als dass Hamburg eigentlich als mit Kinderärzten „überversorgt“ gilt. Ein Blick hinter die Kulissen habe aber gezeigt, dass die Elternklagen berechtigt seien. Denn: In den vergangenen Jahren sind einige Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche dazugekommen. Außerdem sind die Untersuchungen umfangreicher geworden. Pro Kind braucht der Arzt also länger, kann in der zur Verfügung stehenden Zeit weniger Kinder behandeln.
Besonders freut sich Heinz Beeken, Vorstandssprecher der SPD Neugraben-Fischbek, über die Nachricht. Er ist sicher, dass der neue Arzt nach Neugraben und nicht nach Harburg kommt, da seine Partei im vergangenen Jahr massiv neue Ärzte für Süderelbe gefordert habe. „Durch die in Süderelbe neu entstandenen Wohngebiete ist der Bedarf an Kinderärzten gerade hier stark gestiegen.“ Jetzt können sich Ärzte bei der KV auf die neuen Stellen bewerben.
Bis zum Frühsommer soll dann eine Entscheidung gefallen sein, wer die neue Praxis wo eröffnen darf.

Wie wird die Ärztezahl bestimmt?
Von der Stadt werden Eltern an Vorsorgeuntersuchungen ihrer Kinder erinnert. Doch dann müssen sie oft Monate auf einen Termin beim Arzt warten, da die Praxen überlastet sind. Einfach ein paar neue Ärzte zulassen? So einfach ist es nicht: Für die Genehmigung von Arztpraxen ist die Kassenärztliche Vereinigung KV zuständig. Politiker und Behörden können ohne die KV nichts machen.Die KV lässt aber nicht unbegrenzt viele Ärzte zu. Das liegt daran, dass das zur Verfügung stehende Geld durch Bundesgesetze und die Krankenkassen begrenzt ist. Die KV begrenzt die Zahl der Praxen deshalb künstlich, damit alle Praxen genug verdienen können. Das heißt aber auch: Zusätzliche Praxen bedeuten Einschränkungen für die bestehenden: Der „Kuchen“ Arztbudgets muss in mehr, dafür kleinere Stücke aufgeteilt werden.

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