Das Bündnis gegen die neue Hamburger Autobahn wächst: Alexander Montana (VCD)

?Olaf Zimmermann,Wilhelmsburg
Vertreter der Hamburger Verkehrsbehörde stellten ihre überarbeiteten Vorstellungen zur geplanten Autobahn durch Wilhelmsburg vor. Demnach soll die A26 Ost zwischen Finkenriek und der A1 in einen rund 1,4 Kilometer langen Tunnel verlegt werden. Bisher war nur ein 360 Meter langer Tunnel vorgesehen.
Damit will die Behörde eine Kernforderung aus dem Bürgerbeteiligungsverfahren umsetzen. Ob diese Tunnel-Variante, der „Wilhelmsburger Deckel“, aber jemals Realität wird, ist unklar. Auf alle Beteiligten, vor allem auf den Bund, kämen erheblich höhere Kosten zu. Eine Finanzierungszusage gibt’s bislang nicht.
Nach Einschätzung der Verkehrsbehörde würden durch diese komplette Überdeckelung der Autobahn Anwohner in Kirchdorf-Süd vor Autobahnlärm geschützt. Auch weil zusätzlich der Lärmschutz entlang der alten A1 im Osten der Elbinsel wirkungsvoll verbessert werden soll – früher und umfangreicher als gesetzlich vorgeschrieben, wenn dort der Ausbau auf acht Spuren erfolgt. So werde „eine deutliche Entlas-tung der Lärmsituation für Kirchdorf-Süd eintreten“, verspricht Christian Füldner, Sprecher der Verkehrsbehörde. „Das ist eine gute Botschaft für die Menschen in Kirchdorf-Süd.“
Um die Mehrkosten des verlängerten Wilhelmsburger Deckels teilweise aufzufangen, sollen auf einer rund 16 Hektar großen Fläche über und neben dem Tunnel teilweise Wohnungen gebaut werden.
Eine Anschlussstelle ist im Bereich Otto-Brenner-Straße vorgesehen, in den Planungen Anschlussstelle HH-Stillhorn genannt, passender wäre Anschlussstelle HH-Kirchdorf-Süd. Im Vergleich zur bisherigen Planung wird sie deutlich schmaler, es wird zwei Hektar weniger Fläche verbraucht. Ein Rückbau der Otto-Brenner-Straße von vier auf zwei Spuren sei möglich.
Als Alternative zur Anschlussstelle HH-Stillhorn wurde im Beteiligungsverfahren eine Anschlussstelle am Pollhornbogen vorgeschlagen. Aus Sicht der Behörde wäre diese sehr steil, für Lkw schwer zu bewältigen, sehr teuer und würde viel Fläche benötigen.
Das Autobahndreieck A1/A26 wird im neuen Entwurf verschlankt. Die A26 soll parallel zur Kornweide unter der bestehenden A1 hindurch geführt und auf der östlichen Seite der A1 im Bogen an die A1 angeschlossen werden. Auf der westlichen Seite der A1 entsteht eine Zufahrt von der A1 aus Richtung Hamburg und eine Abfahrt zur A1 Richtung Süden. Anders als bisher soll die Kornweide dort nicht an die Autobahn angeschlossen werden.

Stimmen zu den A26 Ost-Plänen

Zustimmung, aber auch vehemente Ablehnung haben die vorgestellten Pläne der Verkehrsbehörde zur A26 Ost gefunden.„Wir begrüßen sehr, dass der für die Hamburger Wirtschaft so wichtige Lückenschluss zwischen A1 und A7 im Hafengebiet nun in greifbare Nähe rückt“, sagte Dirk Asmus, Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr der Handelskammer Hamburg. „Die Entlastung von Hauptverkehrsstraßen in Wilhelmsburg, der zusätzliche Lärmschutz sowie die Schadstoffreduktion in großen Teilen des Hamburger Südens müssen vor Ort kommuniziert und herausgestellt werden“, so Asmus weiter.
Außerdem müsse für die Köhlbrandbrücke frühzeitig ein Ersatzbauwerk geplant werden, um eine Überlastung der neuen Hafenpassage zu vermeiden.
Heftige Kritik kommt vom Nabu Hamburg. Vor allem der Plan, zur Durchsetzung der A 26 Ost einen knapp 1,5 Kilometer langen Tunnel zwischen Finkenriek und der Anschlussstelle Stillhorn mit Wohnbebauung unter anderem im Landschaftsschutzgebiet zu finanzieren, wird abgelehnt. „Hier werden die betroffenen Anwohner vor eine perfide Wahl gestellt: Setzt ihr euch für Grünerhalt in eurem Quartier ein, bekommt ihr Lärm und Luftverschmutzung. Nehmt ihr den gewinnbringenden Verkauf wertvoller Naturflächen in Kauf, schützen wir euch. Das klingt wie eine Erpressung“, beklagt Malte Siegert (Nabu).
In einer gemeinsamen Stellungnahme urteilen das Bündnis Verkehrswende Hamburg, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Nabu: Der Hafen „braucht keine neue Autobahn. Dringend ist dagegen die Erneuerung der Köhlbrandbrücke zur Sicherung dieser Lebensader des Hafens.“

Masterplan
Die Natur hat derzeit in Wilhelmsburg einen schweren Stand. Auf einer Fläche von 89 Hektar sollen rund 5.200 Wohnungen entstehen. Zusätzlich sind Schulen, Kindertagesstätten und Gewerbeflächen vorgesehen. Auch durch den Bau der A26 Ost wird in verschiedene Öko-systeme eingegriffen. Im Bürgergutachten, das am Ende des Beteiligungsverfahrens zur A26 Ost entstanden ist, wird die Erstellung eines Masterplans gefordert. Der Masterplan soll Strategien zeigen, wie es mit den Naturflächen der Elbinseln in Zukunft weiter gehen kann.

A26 Ost
Die gut neun Kilometer lange und mindestens rund 900 Millionen Euro teure Strecke soll eine Verbindung zwischen A1 und A7 schaffen. „Wir brauchen eine Entlastung für die Hafenverkehre und für die großräumigen Verkehre von Ost nach West“, begründet Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof. Arnold Mergell (Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden) ergänzt: „Die Realisierung der A26- Ost ist längst überfällig.“Das „Bündnis Verkehrswende Hamburg“, der Verkehrsclub Deutschland und der Nabu lehnen die auch als Hafenquerspange bezeichnete Autobahn ab. Der Containerumschlag im Hamburger Hafen stagniere seit zehn Jahren, für eine neue Autobahn fehle der Bedarf.

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