
Ch.v.Savigny, Hamburg
„Pott stehen“, so nannte man das früher:
Klaus Pervölz kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als er mit der „Topfkollekte“ auf St. Pauli unterwegs war, um Geld für die Heilsarmee einzusammeln. Inzwischen ist Pervölz 77 Jahre alt, seine Beine tun es nicht mehr, er sitzt im Rollstuhl. Auch die Lunge macht große Probleme: Er leidet unter Luftnot, seine Stimme ist mitunter schwer zu verstehen. Aber für den guten Zweck stellt er sich auch jetzt noch gerne an den Straßenrand. Sogar in der Mönckebergstraße, ganz weit ab von seinem Kiez. „Wir sammeln für Weihnachten“, erklärt Pervölz. Neben ihm stehen zwei junge Ehrenamtliche und bedienen die Drehorgel. Eine Passantin wirft ein paar Münzen ein. „Frohe Weihnachten“, sagt sie.
Heilsarmist Pervölz hat sich schick gemacht für den Fototermin: Er trägt eine Schirmmütze mit rotem Band und Heilsarmee-Emblem, auf seiner schwarzen Jacke prangt der schwedische Name der Organisation: „Frälsningsarmen“.
Seit 1970 ist der gebürtige Flensburger Mitglied im Korps der Hamburger Heilsarmisten. Wie es dazu kam? Pervölz‘ Geschichte klingt ziemlich märchenhaft: „Ich habe davon geträumt, dass ich den ,Kriegsruf’, so hieß früher das Magazin der Heilsarmee, auf der Straße verteile.“ Sofort war dem gläubigen, jungen Mann klar: „Da gehöre ich hin!“
Das sogenannte „Missionsgebiet“ des gelernten Bürokaufmanns war die Reeperbahn. Zwischen Luden und Prostituierten, Stripteasetänzerinnen und Obdachlosen fühlte sich Pervölz zu Hause. „Die kannten mich alle“, erinnert er sich. Zusammen mit seiner Frau, ebenfalls Heilsarmistin, sorgte er dafür, dass sich an Weihnachten niemand alleine fühlen musste. „An Heiligabend, wenn die Kinder eingeschlafen waren, sind wir beide nochmal raus und haben Weihnachtsmänner aus Schokolade verteilt“, berichtet er. Dazu habe es jeweils eine Karte mit einem passenden Bibelspruch gegeben.
Inzwischen feiert Pervölz, der in der Neustadt lebt, mit seinem Anhang. Seine Frau und seine drei Kinder – die Älteste arbeitet ebenfalls bei der Heilsarmee – leisten ihm Gesellschaft. Zur Familie gehören außerdem sieben Enkel und ein Urenkel.
Heilsarmee
Ziel der Heilsarmee ist es, Menschen, die auf St. Pauli leben, zu helfen. „Wir weisen unsere Nachbarschaft und die schaulustigen Touristen auf Jesus hin. Wir bauen Beziehungen zu Menschen auf und laden sie in unsere Gemeinschaft ein“, heißt es auf der Homepage. „Wir ermutigen sie, an Jesus zu glauben und ihm nachzufolgen.“