Nach dem tödlichen Unfall an der Bundesstraße hat die Forderung nach einem Tempolimit neuen Schwung bekommen. Seit Ende Januar sammelt eine Initiative Unterschriften für eine Tempo 30-Zone, die Bezirkspolitik unterstützt die Forderung. Das Elbe Wochenblatt dokumentiert die Leserbriefe zum Thema.

Das Rotsünderproblem ist ein ernsthaftes in Hamburg – und zwar flächendeckend. Nicht erst aus Anlass dieses Unfalls beobachte ich kontinuierlich, wie Autofahrer rote Ampeln bewusst ignorieren. Ich meine dabei nicht einmal die „Sünder“, die bei Dunkelgelb weiterfahren, sondern solche Pkw-Fahrer, die trotz eines ausreichenden Bremsweges extra zur Weiterfahrt beschleunigen, obwohl die Ampel bereits auf Rot umgesprungen ist. Das passiert sogar an stark frequentierten Fußgängerüberwegen mit hohem Gefahrenpotenzial wie am U-Bahnhof Hoheluftbrücke und dies mehrfach am Tag. Nicht auszudenken, was passiert, wenn in einem solchen Moment Fußgänger bei Grünschaltung sofort und ohne sich abzusichern lossprinten. Doch solchen Autofahrern ist weder mit Geboten noch Verboten beizukommen. Hier helfen nur Kontrollen und nochmals Kontrollen! Eine entsprechende Schwerpunktsetzung bei der Polizei wäre wünschenswert und hilfreich.
Günter Dorigoni, Eimsbüttel

Wir leben in einem Wohngebiet (Einbahnstraße plus 30er Zone) und erleben jeden Tag, wie Autofahrer die beiden Schilder ignorieren.
Eine telefonische Anfrage bei der Polizei, ob ich vielleicht etwas versäumt habe und es sich etwas geändert hat, weil ich meinen Führerschein seit 1955 habe. Antwort: Ach, das ist alles nicht schlimm. Der würde nur einen Bußgeldbescheid über 35 Euro bekommen. Meine Frage: Warum stehen die Schilder dann überhaupt da? Antwort: Dann ist klar, wer Schuld hat, wenn es zu einem Unfall kommt.
Ich habe im Januar 2010 über die Problematik einen Brief an den Ortsausschuss Stellingen geschrieben und bis heute keine Antwort erhalten. Hier, wie in der Bundesstraße, kann nur eins helfen: Polizeipräsenz.
Theo Ziesing, Stellingen

Ich fahre täglich zwei Mal diese Strecke mit dem Fahrrad. Regelmäßig sehe ich Autos beschleunigen, damit sie noch bei „dunkel-gelb“ und oft mit überhöhter Geschwindigkeit über die Fußgängerampel kommen. Dieser Unfall macht mich traurig, er ist fahrlässig und vermeidbar und kann sich jeden Tag wiederholen! Ich appelliere an alle Fahrzeugführer, rücksichtsvoller und umsichtiger zu fahren!
Dirk N., Altona

Es wird seitens der Polizei/ Straßenverkehrsbehörde nichts passieren. Dort wird immer ein Argument gefunden, warum dort kein Tempo 30 angeordnet werden „kann“. Der Polizei ist nur an einem fließenden Verkehr gelegen. So hielt sie jahrelang an roten Radwegen fest, obwohl Radfahrer reihenweise von abbiegenden Autos getötet wurden, anstatt Radstreifen anzuordnen, bei denen die Radfahrer im Sichtfeld des Autofahrers sind.
Elternrat und andere. müssten schon sehr massiv werden, wie seinerzeit in der Stresemannstraße., als zum Beispiel die Fahrbahn blockiert wurde. Der Beschluss der Bezirksversammlung ist zwar gut und schön, die Polizei ist daran aber nicht gebunden und wird dem keine Beachtung schenken. Zwölf Jahre Erfahrung in der Hamburger Kommunalpolitik veranlassen mich zu dieser Prophezeiung.
Matthias Christen

Ich glaube nicht, dass Tempo 30 die Lösung des Problems ist. Viel wichtiger wäre es, mehr auf Rotlichtsünder zu achten. In Hamburg ist es Sitte, bei Gelb noch schnell Gas zu geben anstatt abzubremsen. Bei jeder roten Ampel habe ich Angst, dass mir der Hintermann ins Auto fährt.
Petra Roth, Eimsbüttel

In keiner anderen deutschen Großstadt habe ich Verkehrsteilnehmer derart aggressionsgeladen, rücksichtslos, unachtsam und „asozial“ erlebt wie in Hamburg. Egal ob mit Bus, Lkw, Pkw, Fahrrad oder zu Fuß, wobei der motorisierte Verkehr viel zu oft zur tödlichen Waffe wird. Politik und Polizei schauen gefühlt tatenlos zu, dabei könnten Blitzanlagen an allen Ampeln wie in anderen Großstädten massiv erziehen und Geld in den Stadtsäckel bringen. Von Tempo 30, das in der Bundesstraße absolut angemessen wäre, bis hin zu autofreien Zonen und einem günstigen ÖPNV statt kontinuierlicher Preissteigerungen.
Damit Stadtquartiere nicht nur zum Durchrasen dienen, sondern Lebensqualität für alle Anwohner und Besucher bieten, wie im Klimaschutzkonzept des Senats festgeschrieben, muss vor allem in Bundes- und Oster-straße endlich etwas geschehen! Es fehlt jedoch anscheinend wieder der Mut und Wille zu wirklichen Veränderungen. Sonst würden die Umbaupläne für die Osterstraße mindestens Tempo 30 vorsehen. Wer sich umweltfreundlich verhält und auf einen eigenen Pkw verzichtet, hat das Nachsehen.
Christine Stecker, Eimsbüttel

Es ist zu einfach, die Verantwortung für ein sicheres Miteinander im Straßenverkehr allein auf andere abzuschieben. Die erste Anlaufstelle sollte doch vielleicht die eigene Nase sein und jeder sich selbst und sein Umfeld sensibilisieren.
Fast täglich fahre ich mit dem Auto an der Fußgängerampel Bundesstraße vorbei und bin dort immer besonders aufmerksam: Morgens überqueren Horden von Schulkindern, die dort an der Haltestelle aussteigen, in aller Seelenruhe direkt vor und hinter dem Bus die Fahrbahn, ohne zu schauen. Nach dem Motto: „Die Autofahrer werden schon bremsen“. Jogger, die nicht aus dem Tritt, und Radfahrer, die nicht absteigen wollen, flitzen noch eben bei „dunkelgrün“ vor den anfahrenden Autos über die Straße und gefährden sich und andere.
Die Abbiegespur zum Parkplatz des Fitnessstudios wird abends regelmäßig als Stellplatz missbraucht, rechtsabbiegende Studiobesucher stehen auf der Straße und machen den Ampelbereich gefährlich unübersichtlich.
Wir leben in einer Großstadt auf engstem Raum mit vielen Menschen. Wir können uns nicht einfach darauf verlassen, Vorfahrt zu haben und im Recht zu sein. Leider muss man immer wieder im Straßenverkehr mit den Unzulänglichkeiten der Mitmenschen rechnen und deshalb Obacht walten lassen.
Meiner Meinung nach würde Tempo 30 an dieser Stelle wenig helfen, denn Autofahrer, die eine rote Ampel missachten, scheren sich auch nicht um Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Birgit Farwick, Eimsbüttel

Auf der Bundesstraße stadteinwärts fahrend ist es verboten – und auf Grund des Straßenbaus auch gar nicht einfach –, links in die Bismarckstraße abzubiegen. Trotzdem machen es ganz ganz viele, was sehr oft zu sehr brenzligen Situationen führt. In der Regel passiert nichts, außer Vollbremsungen und fluchende, somit abgelenkte, Autofahrer. Die Kaifu-Ampel ist gar nicht weit entfernt.
Ich sehe täglich, dass Autofahrer in Hamburg und speziell in Eimsbüttel den ganzen Tag lang machen, was sie wollen. Sie fahren reihenweise bei Rot über Ampeln, stehen in der ganzen Stadt mit angestellten Warnblinkleuchten rum – besonders schön ist dies in Wohnstraßen, wo dann dank der modernen autobahntauglichen Blinker sämtliche Wohnzimmer voll ausgeleuchtet werden. Sie parken auf Bürgersteigen, stehen auf Fahrradwegen, parken an der Ecke von Straßen so, dass keine Fußgänger mehr vorbeikommen, lassen ihre Motoren laufen, während sie einkaufen, hupen in Wohngebieten, weil sie genervt sind, und so weiter und so weiter.
Meiner Ansicht nach ist diese Masse völlig rücksichtslosen Verhaltens ein gesunder Nährboden für Schlimmeres. So was kommt ja bekanntlich von so was.
Aber darum kümmert sich ja leider niemand. Bei mir im Viertel um die Ecke ist eine Polizeiwache. Davor viele Parkplätze mit Schildern: „Einsatzfahrzeuge frei“. Die Parkplätze sind meist gut besetzt, aber von den blau-grauen Fahrzeugen sehe ich da selten eines. Wahrscheinlich irre ich mich.
Jochen Wenk, Eimsbüttel

Mir ist schon lange bewusst, dass diese Ampel nur mit Vorsicht benutzt werden kann. Allein seit dem schrecklichen Unfall von Stefanie Haver habe ich zweimal erlebt, dass die Ampel abends zwischen 21 Uhr und 21.30 Uhr bei rot von Autofahrern überfahren wurde. Abends kann man die Ampel definitiv nicht übersehen. Können die Hamburger Autofahrer nicht einfach ein bisschen entspannter und weniger aggressiv fahren? Das Gleiche gilt auch für die
meisten Radfahrer.
Als Anwohnerin mit einem kleinen Kind spreche ich mich in jedem Fall für eine Tempo 30 Zone und direkt umschaltende Ampeln an der Bundesstraße aus. Gerade die Kaifu-Ampel wird von Schulkindern, Spaziergängern, Joggern, Fitnesstudio-Besuchern sehr stark frequentiert. Hier muss sich etwas ändern. Wenn die Autofahrer von sich aus nicht vernünftig und rück- sichtsvoll fahren, muss man sie eben dazu zwingen. Vielleicht wären der Bau einer Verkehrsinsel, einiger Bodenwellen oder die Installation eines Rot-Blitzers auch eine Möglichkeit, eine Tempoverringerung zu erzwingen.
Diana Paulenz, Eimsbüttel

Ich lese seit dem Unfall in der Bundesstraße immer: die bösen Autofahrer, und in allen Stadtteilen wird dieses Ereignis dazu benutzt, vor der eignen Haustür den Verkehr zu beruhigen. Die Grundstimmung ist doch „Alle Autos raus aus Hamburg“. Die Idee ist an sich ja nicht schlecht, aber dann müssten die Kfz-Steuern, die sonst die Autofahrer zahlen, ja andere zahlen. Aber wer bleibt dann noch übrig: Radfahrer und Fußgänger oder wer?
Ich selbst fahre kein Auto, und habe auch keins. Wenn ich aber alle Verkehrsteilnehmer beobachte, dann würde es uns allen gut zu Gesicht stehen, mehr Rücksicht auf andere zu nehmen, und nicht immer mit dem erhobenen Finger durch die Gegend zu laufen. Ich glaube nicht, dass verkehrsberuhigte Zonen das Übel beseitigen, sondern eher mehr Rücksicht auf andere.
Helmut Mewes, Eimsbüttel

Der ETV unterstützt die Forderung nach Tempo 30 auf der Bundesstraße und will sich als größter Breitensportverein in Hamburg mit über 5.000 Kindern und Jugendlichen auch für deren Sicherheit auf dem Weg zum Sportverein einsetzen. An der Bundesstraße und in der unmittelbaren Umgebung befinden sich zwei Grundschulen, drei weiterführende und zwei berufsbildende Schulen. Dazu kommen das Diakonieklinikum, das Kaifu-Schwimmbad und unsere Sportanlagen auf beiden Seiten der Straße.
Kinder und Jugendliche haben die Bundesstraße täglich tausendfach zu kreuzen, um zur Schule oder zum Sport, zum Schwimmen oder zu Freunden zu kommen. Wir fordern deshalb die Politik und die Polizei in Hamburg auf, in einem so hoch verdichteten Lebens- und Freizeitraum für sichere Wege und Straßen zu sorgen.
Frank Fechner, Eimsbütteler Turnverband


Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion
behält sich Kürzungen ebenso wie stilistische Anpassungen vor.




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