
Dem im Harburger Fernbahnhof beheimateten Musikclub Stellwerk droht das Aus. „Seit fast drei Jahren haben wir mit Nachbarschaftsproblemen mit der benachbarten Bundespolizeiwache sowie der Gleichgültigkeit und Willkür des Vermieters – der Deutschen Bahn AG – zu kämpfen“, erklären die Stellwerk-Betreiber in einem offenen Brief. „Sollte bis zum 1. Oktober keine ernstzunehmende Lösung in Sicht sein, werden wir unser Personal bitten, sich neue Jobs zu suchen.“
Worum geht’s?
– Um die Lautstärke. Die Wache der Bahnpolizei befindet sich direkt unter dem Club. Entweder muss die Musik leiser oder der Raum besonders
schallisoliert werden.
– Um ein Statik-Gutachten. Damit die Bahnpolizei nicht so unter dem Lärm leidet, nutzt das Stellwerk die angrenzende stillgelegte Gepäckbrücke. Ein Gutachten soll klären, ob dies gefahrlos möglich ist. Aber wer bezahlt das Gutachten?
– Um zusätzliche Toiletten. Wenn der Club seine Fläche vergrößert – mit der Gepäck-brücke – sind zusätzliche Toiletten nötig, argumentiert das Bezirksamt. Wer zahlt?
„Lösungsmöglichkeiten
aufgezeigt“
Den Stellwerk-Betreibern fehlt es an Geld, um die Forderungen der Verwaltung zu erfüllen. Ihr Wunsch: Entweder werden die Forderungen fallengelassen oder jemand anders zahlt. Auch möchten sie, dass pro Monat eine „laute“ Veranstaltung geduldet wird, im Dezember drei. „Ohne die Erfüllung dieser benötigten Voraussetzungen werden wir das Projekt Stellwerk in Harburg zum Selbstschutz Ende des Jahres still legen müssen!“, heißt es in dem offenen Brief unmissverständlich.
Der Vermieter, die Deutsche Bahn AG, macht den Club-Betreibern nur wenig Hoffnung. „Die Arbeit der Bundespolizei wird durch den Lärm beeinträchtigt. Hier haben wir keinen Handlungsspielraum“, sagt DB-Sprecher Egbert Meyer-Lovis. „Wir unterstützen den Erhalt des Musikclubs, werden aber keine Kosten aufwenden.“
Die Harburger Verwaltung kann das Vorgehen der Club-Verantwortlichen nicht nachvollziehen. „In der Vergangenheit hat es mehrere Gespräche gegeben, zuletzt am 29. August. Auch hier wurden dem Betreiber Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt“, erklärte Bezirksamtssprecherin Bettina Maak.
Stellwerk
Im September 2005 nahm der Jazzclub Stellwerk seinen Betrieb auf. Gemeinsam mit rund 25 ehrenamtlichen Helfern machte der Heimfelder Heiko Langanke das Stellwerk zu einer der ersten Adressen in Hamburg. Wegen fehlender finanzieller Unterstützung durch die Stadt zogen die Verantwortlichen Ende 2011 die Notbremse. Die Agentur „Grossstadttraum“ übernahm, aus dem Jazzclub wurde ein normaler Musikclub mit neuem Programm und anderen Besuchern.