Von Roger Repplinger, Sternschanze – Im Frühjahr bekamen die Mieter des Schanzenhofs Post von den Inhabern des Areals. Die Immobilienspekulanten Bent Jensen und Mario Stephan baten darum, die Miete künftig auf ein anderes Konto zu überweisen, sie hätten die Immobilie an die Herren Maximilian und Moritz Schommartz, Geschäftsführer der HWS Immobilien und Vermögensverwaltung GmbH im Harvestehuder Weg, veräußert. Die neuen Eigentümer waren schon da – und hinterließen nicht den Eindruck, dass sie alles beim Alten lassen wollen.
Zu den Mietern des ehemaligen Montblanc-Areals im Schanzenviertel gehören unter anderen das 3001 Kino, die Volkshochschule (VHS), das Alternativ-Hotel Schanzenstern mit Bio-Restaurant im Erdgeschoss, die ML-Kampfkunstschule, eine Werbeagentur, die Palette Hamburg e.V., die seit 25 Jahren Drogenarbeit und -politik macht, Künstler wie Serena Kahnert und ein Anwaltsbüro.
Am wenigsten Sorgen macht sich Jens Meyer vom 3001 Kino, dessen Vertrag mit der Hamburger Gesellschaft für Gewerbe-bauförderung (HaGG) die Miete des Kinos an den Lebenshaltungsindex bindet. Zwei Mal hatten Jensen und Stephan versucht, die Kinomiete zu erhöhen, ein Mal gelang das. „Wenn sich Miet-erhöhungen in Grenzen halten, ist das in Ordnung“, so Meyer.
Nicht in Ordnung findet Meyer den Versuch der Brüder Schommartz, bei Mietern wie Künstlerin Serena Kahnert Erhöhungen von 40 Prozent durchzusetzen. Sie soll für 200 Quadratmeter künftig 4.000 Euro warm pro Monat zahlen. Ähnliche
Mieterhöhungen fürchtet das Hotel Schanzenstern, dessen Mietpreisbindung im Februar 2014 endet.
Vor ein paar Tagen tauchte einer der Brüder Schommartz im Hotel auf, gab sich als Inhaber zu erkennen, und wollte „die Räume sehen“, berichtet Schanzenstern-Geschäftsführer Hermann Oberth. Bei einem weiteren Besuch ignorierte ein bestimmt auftretender älterer Herr den Hotel-Chef einfach.
Stört der Schanzenstern? Vorbesitzer Mario Stephan, unter dem die Miete bereits um 33 Prozent gestiegen war, hatte eine Abfindung versprochen, wenn das Hotel sofort auszieht. Die frei werdenden Räume hätte die VHS übernommen, heißt es.
Der Schanzenhof – ein Spekulationsobjekt
1989 verkaufte die Firma Montblanc das zwischen Bartels- und Schanzenstraße gelegene Areal an die Stadt Hamburg. Die Stadt zahlte 3,5 Millionen Mark, gab zum Ausgleich das Grundstück Hellgrundweg (Lurup)?im Erbaurecht an Montblanc, und inves-tierte in den Umbau des Schanzenhofs 1,5 Millionen Mark. Damals zahlten die Mieter zehn Mark pro Quadratmeter.
Im November 2006 verkaufte der in Geldnot steckende Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) das Areal im Paket mit über 50 weiteren Immobilien an die Deutsche Immobilien Chancen-Gruppe (DIC), für 3,5 Millionen Euro. Keine zwei Jahre später verkaufte die DIC weiter an den dänischen Immobilienspekulanten Bent Jensen und seinen deutschen Kompagnon Mario Stephan, angeblich für acht Millionen Euro. Jensen/Stephan haben nun an die Brüder Maximilian und Moritz Schommartz weiter verkauft. Insider vermuten einen Preis im zweistelligen Millionenbereich.
Von den 6.600 Quadratmetern Mietfläche mitten im Schanzenviertel ist die Volkshochschule mit über 4.000 Quadratmetern der größte Mieter. Viele Mieter wie Satz & Repro, die Chroma Film und die Heilprakterinnenschule Alchimilla sind längst ausgezogen.