
Reinhard Schwarz, Sternschanze – Was bringen die neuen Lärmschutzschirme im Schanzenviertel? „Nichts“, sagen viele Anwohner. Eigentlich sollen die neuen Schirme die Nachbarn der Gastronomen in der Susannenstraße vor Lärm schützen. Das klappt offenbar nicht.
„Es ist eher schlimmer geworden, es ist noch lauter geworden“, sagt Heidi Niemann (54). Die Sekretärin lebt seit mehr als 35 Jahren in einem Haus in der Susannenstraße – im ersten Stock. Gegenüber befindet sich ein türkisches Restaurant, im Parterre ihres Hauses ist ein Asia-Restaurant ansässig. „Ich schlafe nach hinten raus, aber wenn ich die Fensterklappe zur Straße hin öffne, verstehe ich jedes Wort.“
Auch Oliver Koop (38), seit 14 Jahren Schanzenbewohner, sagt: „Die neuen Schirme bringen überhaupt nichts.“ Aus seiner Sicht sind auch viele Kioskbesitzer Schuld an der Lärmplage: „Die Kioske haben die halbe Nacht auf, und die Leute von außerhalb setzen sich nachts unter die Schirme oder in die Hauseingänge und machen Party.“ Beschwerden bei Gas-tronomen würden nichts bringen, so Koop. Das ist auch die Erfahrung von Heidi Niemann: „Mir hat ein Restaurantbesitzer gesagt: ‚Zieh’ doch in einen Vorort.’“
Die Gastronomen nehmen ihre Gäste in Schutz. „Wir haben in der Woche bis 22 Uhr geöffnet und am Wochenende bis 23 Uhr“, sagt Seyfeddin Yildiz, Geschäftsführer des Restaurants „Lokma“: „Unsere Gäste machen keinen Lärm, die wollen bei uns essen.“ Der Krach käme von „herumziehenden Leuten“, so Yildiz, „dabei spielt Alkohol eine große Rolle“. Für die zwei Lärmschutzschirme habe das Restaurant 6.500 Euro bezahlt. „Das ist eine Auflage der Stadt, die wir erfüllen müssen.“
Auch das „Café Presse“ in der Susannenstraße muss diese Schirme haben. „Völlig widersinnig“, so der Inhaber, der a
nonym bleiben möchte: „Wir müssen die Schirme auch tagsüber aufspannen, selbst wenn die Gäste gerne in der Sonne sitzen möchten.“ Ob die Schirme vor Lärm schützen, könne er selbst nicht beurteilen: „Aber die Nachbarn sagen: Es sei genauso laut wie vorher.“
